Donnerstag, 20. Mai 2010
Abfuhr für gemeinsames Digitalradio von Deutschlandradio und ARD
Hofft Intendant Steul auf Hilfe von Oben?
Der Wunsch von Willi Steul, Intendant des Deutschlandradios, künftig gemeinsam mit den ARD-Anstalten ein bundesweites digitales Klassikradio zu produzieren, hat derzeit wenig Chancen. Am 18. Mai ließ der für die Koordination der Rundfunkkommission der Länder zuständige Staatssekretär Martin Stadelmaier in Mainz mitteilen: „Das steht nicht zur Debatte. Ich hielte eine solche Überlegung auch für abwegig. Die ARD-Hörfunkprogramme haben aus guten Gründen keinen bundesweiten Auftrag.“
Laut Rundfunkstaatsvertrag dürfen die ARD-Länderanstalten keine bundesweiten Radioprogramme anbieten (§ 11c Abs.1). Dies ist nur dem Deutschlandradio mit seinen drei terrestrisch über UKW und digital verbreiteten Programmen erlaubt (§ 11c Abs. 3). Somit müssten die für Rundfunkpolitik zuständigen Ministerpräsidenten der Länder ein weiteres Radioprogramm des Deutschlandradios durch eine Änderung des Staatsvertrages genehmigen – und dies hat derzeit bei den Medienpolitikern anscheinend keine Priorität.
Willi Steul, der als Intendant des Deutschlandradios die dort produzierten bundesweiten Programme Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen (Digital über DAB) verantwortet, hatte am 6. Mai die Idee für das neue Programm auf den Mitteldeutschen Medientagen in Leipzig präsentiert. Demnach sollte unter der Führung des Deutschlandradios gemeinsam mit den ARD-Anstalten ein bundesweites digitales Klassikradio entstehen, das aus den Archiven der Öffentlich-Rechtlichen gespeist werden sollte. Dazu bräuchte das Deutschlandradio die ARD, weil die eigenen Musikarchive dazu nicht ausreichen. Steul könnte damit seine Senderfamilie erweitern.
Der Intendant spekulierte öffentlich, bei der im August anstehenden Vergabe bundesweiter digitaler Radiofrequenzen könnten private Interessenten noch abspringen und damit Sendeplätze frei werden. Bisher sind 3 Kanäle im digitalen Multiplex von DAB Plus für die öffentlich-rechtlichen Programme des Deutschlandradios reserviert. Dagegen entscheiden die Landesmedienanstalten über die Vergabe der verbleibenden 6 Kanäle für private Anbieter. Da bisher alle Versuche mit digitalem Radio in Deutschland mangels Interesse grandios gescheitert sind, ist es durchaus möglich, dass sich private Interessenten noch zurückziehen könnten.
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