Junge Leute hören wieder vermehrt Radio, das zeigen die aktuellen Zahlen der Radio Media Analyse (MA 2012/I)*. Demnach schalten täglich fast 70% aller 10-19- Jährigen – 5,8 Millionen – ihr Radio ein, ein Zuwachs um 50 000 innerhalb eines halben Jahres. Sie hören dabei täglich im Durchschnitt 129 Minuten Radio. In der ARD-Mitteilung dazu heißt es dazu ziemlich euphemistisch: „Weiterhin sehr erfolgreich sind die ARD-Sender, bei den jungen Hörerinnen und Hörern." Die Realität sieht aber anders aus: 2,9 Millionen der 5,8 Millionen jungen Hörer schalten täglich ein öffentlich-rechtliches Programm ein - ein Minus von 115 000 gegenüber dem letzten Halbjahr. Dagegen konnten die Privaten ihren Vorsprung in dieser Altersgruppe um 200 000 tägliche Hörer auf 4,2 Millionen weiter ausbauen**
Alle Radiomacher muss aber nachdenklich stimmen, dass die Radionutzung bei den 10- 19-Jährigen weiterhin deutlich unter dem Durchschnitt aller Einwohner ab 10 Jahre liegt. Immerhin hören dagegen täglich etwa 80% aller Einwohner, die älter als 10 Jahre sind, also 58,4 Millionen Menschen in Deutschland, ihr Radiogerät ein und hören dabei durchschnittlich 250 Minuten lang.
ARD verliert nicht nur bei Jüngeren
Die Verantwortlichen der ARD-Anstalten können auch insgesamt mit dem Anteil aller Hörer nicht zufrieden sein. Innerhalb von sechs Monaten schalteten täglich 640 000 Menschen weniger eines der 52 ARD-Radioprogramme ein. Die ARD erreicht damit nur noch 38,3 Millionen Einwohner, während die mehr als 200 Privatsender mit 33,6 Millionen Hörern ihren Anteil um fast 700 000 Hörer steigern konnten.
Hauptverlierer der ARD-Programme sind der Westdeutsche Rundfunks (-360 000 Hörer), der Norddeutsche Rundfunk (-222 000) und der Bayerische Rundfunk (-140 000 Hörer) sowie der Hessische Rundfunk (-113 000 Hörer).
Interesse an Werbewellen sinkt
Insgesamt haben die durch Werbung finanzierten Dudelprogramme der öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Veranstalter im letzten Halbjahr Hörer verloren. Hierbei entscheidet über den Erfolg nicht die Zahl der erreichten Hörer vom Vortag, sondern die Menge der Hörer pro Werbestunde***. Diese Zahl ist für die werbetreibende Wirtschaft ausschlaggebend, denn sie entscheidet, wo Werbezeiten eingekauft werden. Vor allem in der zentralen Altersgruppe der 14- 49-Jährigen haben die Werbewellen innerhalb von sechs Monaten rund 200 000 Hörer verloren.
Zusammengerechnet erreichen alle Werberadios pro Stunde etwas mehr als 23,3 Millionen Hörer. Dabei erreichen die öffentlich-rechtlichen Dudelwellen noch 11,27 Millionen Hörern, ein Minus von 176 000 Hörern. Die Kommerziellen Privatradios konnten ihren Höreranteil dagegen mit über 12 Millionen Hörern pro Stunde und einem Minus von 20 000 Hörer knapp halten.
Besonders unangenehm dürfte den Managern aller Werbewellen der Rückgang in der jüngsten Altersgruppe (10 – 29) aufstoßen. Mit knapp 4,8 Millionen Hörern pro Werbestunde in dieser Altersgruppe, verlor der Dudelfunk fast 100 000 Hörer und erreicht noch 26% der 10- bis 29-Jährigen. Bei den 14- bis 49-Jährigen schalte dagegen stündlich noch über 33% eine Werbeprogramm ein.
*Zweimal im Jahr werden durch fast 65 000 Telefoninterviews die Hörgewohnheiten aller in Deutschland lebenden Einwohner über 10 Jahre erfasst, die die deutsche Sprache verstehen. Auftraggeber ist die Arbeitsgemeinschaft Media Analyse (AGMA), in der rund 260 Unternehmen der Werbebranche sowie öffentlich-rechtliche und private Radioveranstalter zusammengeschlossen sind.
** Quelle: ARD-Werbung Sales & Services (AS&S), 7.März 2012, Mehrfachnennungen bei der Programmnutzung möglich
*** Quelle: ARD-Werbung Sales & Services (AS&S) sowie Radio Marketing Service Hamburg (RMS), Montag-Freitag, 6-18 Uhr, Bruttowert-Mehrfachnennungen möglich
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