Montag, 2. September 2013
Merkel / Steinbrück: Politik-Darsteller und Journalisten-Imitate
Im große Töne spucken ist das Fernsehen - privat wie öffentlich-rechtlich - immer gut: "Das TV-Duell" boten am Sonntag Abend (2.9.) ARD, ZDF, RTL und ProSieben ihren Zuschauern. Über 17 Millionen haben eingeschaltet, davon mehr als 10 Millionen das Erste. Während so die ARD auf knapp 30 Prozent Marktanteil kam, waren es beim ZDF mit 3,7 Millionen gerade mal 10 Prozent, RTL wie Pro Sieben kamen auf 2,2 Millionen und 1,5 Millionen Zuschauer. Wer dachte, das die Jüngeren Stefan Raab und sein Programm bevorzugen würden, irrte sich. Mit 3,17 Millionen Zuschauern zwischen 14- und 49-Jahren hatte das Erste mehr, als RTL und Pro Sieben zusammen.
Dabei fragt man sich, ob die Zuschauer im Ersten einfach nur leidensfähiger sind, denn was die ARD da präsentierte war zum Gruseln. Da wurde die Anfahrt der beiden Kontrahenten vor dem Studio in Adlershof gezeigt. Die CDU hatte für Merkel eine Fangruppe herangekarrt. Sie hielten Plakate mit ihrem Konterfei in die Höhe und skandierten Sprechchöre, als würde Mutti in den Big-Brother-Container einziehen.
Günther Jauch versuchte als Grinse-Onkel die Zeit bis zum Beginn des 'Duells' um 20.30 Uhr spannend zu machen - dramatisch lief neben ihm eine Uhr rückwärts auf Null. Ja Null. Wieder einmal stellte er unter Beweis, dass er vielleicht als Quizz-Moderator etwas taugt - einen Journalisten kann man ihn wirklich nicht nennen. Aber da befand er sich ja in guter Gesellschaft zu den "Kollegen", die Merkel und Steinbrück im Studio in die Mangel nehmen sollten.
Der für RTL antretende Peter Klöppel fiel nicht auf - farblos und desinteressiert spulte er seine Fragen ab. Maybritt Ilner vom ZDF blieb ähnlich farblos. Peinlich konnte man nur die hektisch und unkonzentriert wirkende Anne Will für die ARD empfinden. Zu Beginn versuchte sie auf Kernig zu machen, redete aber konfus und ließ sich von Mutti über den Mund fahren. So fiel es dem Pro Sieben-Schlachter-Sohn Stefan Raab leicht, für etwas Pepp in der faden Politwurst zu sorgen. Er versuchte Peer Steinbrück zum Schluss aus dem Konzept zu bringen als er fragte, wen er denn wählen solle, um eine große Koalition zu bekommen. Dies schließt der SPD-Kandidat ja für sich aus. Mehr als wildes Gestikulieren und Lautstärke konnte Raab aber eigentlich auch nicht bieten. Wenn er jetzt wegen seines Auftritts gelobt wird, fällt einem nur der Spruch ein: Bei niedrig stehender Sonne werfen auch Zwerge lange Schatten.
Insgesamt war die Duell-Show mit den vier Fragestellern erneut ein Beleg dafür, wie sehr TV-Journalismus in Deutschland mittlerweile auf den Hund gekommen ist. Mittelmäßige Talkmaster waren mit ihrer Aufgabe überfordert. Aber wir haben eben das Fernsehen, das wir verdienen....
Ach ja, die NSU-Morde der Neonazis waren den Journalisten noch Merkel und Steinbrück nicht einmal einen Halbsatz wert. Soweit zum Thema Integration in der Bundesrepublik und Gefahr von Rechts....
Während nach der Show Jauch bundespräsidentenhaft dröge zur Diskussion lud, blieb Raab konsequent kommerziell. Er lud die Zuschauer zur Telefonabstimmung, wer der Sieger war. Pro Sieben konnte damit wieder an den Telefongebühren mitverdienen...
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