Donnerstag, 30. Januar 2014

TV: Satellit überholt Kabel - Datenwirrwarr bei den Medienanstalten KORREKTUR


Eine Mitarbeiterin der KEK hat mich per Mail auf einen Rechenfehler bei den von mir genannten absoluten Zahlen der Kabel- und Satellitenhaushalte hingewiesen. Ich habe dies überprüft und korrigiert und entschuldige mich für den Fehler. (Mail und meine Antwort - im Anhang). 

Mein Fehler bestand darin, die absolute Zahl der Haushalte aus den Prozentangaben erst nach Abzug der DVBT- und Online-TV-Seher errechnet zu haben. Allerdings ergibt die Korrektur, dass die Zahlen der Kabel- und Satellitenhaushalte und das Ranking in den drei Studien der Medienanstalten weiterhin differieren. 

Es ist zu begrüßen, dass die KEK künftig nur noch die Daten des Digitalisierungsberichts verwenden wird.

  Erstmals haben 2013 mehr Haushalte in Deutschland ihre Fernsehprogramme über TV-Satelliten als per Kabelanschluss empfangen. Nach Angaben der Fachzeitschrift Media Perspektiven, wurden von 36,24 Millionen Fernsehhaushalten mehr als 16,8 Millionen (46,5%) durch Satelliten und knapp 16,5 Millionen (45,47%) durch Kabel versorgt. Über das Internet (IPTV) empfingen demnach 1,55 Millionen (4,2%) und per Digital-Antennne (DVBT) rund 1,34 Millionen Haushalte (3,7%) Fernsehprogramme (1)

Andere Zahlen nennt dagegen der Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten. Demnach nutzten von den hier genannten 38,15 Millionen TV-Haushalten im vergangenen Jahr 17,66 Millionen (46,3%) das Kabel, und 17,62 Millionen (46,2%) den Satellitenempfang. Zwar findet man im Digitalisierungsbericht keine absoluten Zahlen, aber später findet man eine Angabe zur Grundgesamtheit (2) Daraus ergibt sich, dass 4,2 Millionen (11%) Haushalte digitale Antennen (DVBT) und 1,87 Millionen (4,9%) das Internet zum TV-Empfang nutzen. (3)

Hauptursache der differierenden Zahlen dürften unterschiedliche Datenquellen und deren Messmethoden sein. So verwenden die Media Perspektiven Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF/GfK) (4) Diese zählt alleine 'deutsche' Haushalte sowie Einwohner aus EU-Staaten. In der Bundesrepublik leben 6,9 Millionen ausländische Staatsbürger. Davon kommen aber 4,3 Millionen aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. Der Digitalisierungsbericht der Medienanstalten lässt dagegen durch die TNS-Infratest auch Daten für Nicht-EU-Haushalte erfassen. Ein weiterer Unterschied dürfte darin liegen, dass die Media Perspektiven Zahlen vom Oktober 2013 veröffentlicht, während der Digitalisierungsbericht die Haushalte zwischen Mai und Juni 2013 befragen ließ.

Chaostage bei den Medienanstalten ?!


Der  Vergleich der verschiedenen Veröffentlichungen der Medienanstalten zeigt deutliche Unterschiede. Gemeinsam veröffentlichen sie jährlich drei Studien:
  1. Bericht der Kommission zur Ermittlung der Konzentration in den Medien (KEK) (5) 
  2. Digitalisierungsbericht der Landesmedianstalten (6)
  3. Jahrbuch der Landesmedienanstalten (7) 
(Basis für folgende Berechnungen sind die Angaben der Berichte für 2012). 



Die KEK kommt demnach auf mehr als 18 Millionen Satellitenhaushalte (47%) sowie 16,7 Millionen Kabelanschlüsse (44%). Dabei zählt die KEK rund 38,08 Millionen TV-Haushalte in Deutschland aus. (Quelle: TNS Infratest, ASTRA). (8)

Das Jahrbuch der Medienanstalten veröffentlicht keine absoluten Zahlen zu TV-Haushalten. Allerdings findet sich der Hinweis, Ende 1012 habe es in Deutschland 30,6 Millionen digitale- und 7,4 Millionen analoge TV Haushalte gegeben (9) Addiert man dies, kommt man auch hier auf 38 Millionen TV-Haushalte. Im Bericht zeigt ein Balkendiagramm nur Prozentangaben an. Demnach lagen Kabel und Satellit mit jeweils 48,8% gleichauf, DVBT und Online nutzen 10,9% und 4% der TV-Haushalte.

Was bietet dagegen der Digitalisierungsbericht der Medienanstalten? Auch hier geht man mit 37,799 Millionen TV-Haushalten von einem ähnlichen Niveau wie der KEK-Bericht und das Jahrbuch aus. Auch der Digitalisierungsbericht veröffentlicht ein Prozentverhältnis der Empfangstechniken. Demnach bevorzugten 47,9% der TV-Haushalte das Kabel und 45,6% den Satelliten, DVBT- und Online nutzen 12,5% und 4,3% der TV-Haushalte zum Empfang von TV-Programmen.    

Fazit: In den drei Publikationen der Landesmedienanstalten, werden unterschiedliche Zahlen und Rankings präsentiert.
  • KEK:          38,08 Mio TV-Haushalte - Satellit: 18,1 Mio (47%), Kabel: 16,7 Mio (44%)
  • Jahrbuch:  38,00 Mio  TV-Haushalte - Satellit: 17,8 Mio (46,8%), Kabel: 17,8 Mio (46,8%)
  • Digital        37,79 Mio TV-Haushalte - Satellit:  17,2 Mio (45,6%), Kabel 18,1 Mio (47,9%)
  Auf Nachfrage bei der KEK-Geschäftsstelle in Berlin wurde mitgeteilt, dass bei den Daten der AGF und Infratest nur einen Empfangsweg pro Haushalt gezählt werde, wahrend im Digitalisierungsbericht auch Mehrfachnennungen möglich seien. Darüber hinaus addiere ASTRA auch die Haushalte zum Satellitenempfang, die ihre Programme per Kabel in einer Gemeinschaftsanlage (SMATV CH) nutzen, die das Signal vom Satelliten einspeist. Diese "Zuordnung zur(...)Empfangsebene Satellit ist unstrittig", heißt es dazu in einem Papier der Medienanstalten aus dem Jahr 2012. Im aktuellen Digtialisierungsbericht für 2013 steht, dass mittlerweile Nutzer einer Gemeinschafts-Anlage (SMATV-CH-Haushalte) als Kabelhaushalte gezählt werden. (10)




  1. Fachzeitschrift der ARD-Anstalten, Basis-Daten zur Mediensituation in Deutschland 2013, Media Perspektiven, S. 4
  2. Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten 2013, S.38
  3. Laut Digitalisierungsbericht haben von den insgesamt 39,676 Millionen Haushalten in der Bundesrepublik, 96,2% ein Fernsehgerät - also 38,157 Millionen TV-Haushalte.
  4. Die AGF ist ein Forschungszusammenschluss von ARD, ZDF, ProSiebenSat1 sowie der RTL-Gruppe. In Ihrem Auftrag erfasst die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) per Messgeräte die TV-Nutzung in 5000 Haushalten mit rund 10500 Personen. 
  5. Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich ist ein Organ der Landesmedienanstalten. Sie legt jährlich einen Bericht über die Entwicklung im TV-Bereich vor.
  6. Digitalisierungsbericht August 2013, S. 38 und 56 
  7. Jahrbuch Landesmedienanstalten Mai 2013
  8. 16. KEK-Bericht, S. 50/51
  9. Jahrbuch 2012/2013, S. 22 ff
  10. Digitalisierungsbericht S. 56

 ANHANG:


Sehr geehrter Herr Ressing,

vielen Dank für den Link zu Ihrem Blog. Zunächst haben wir mit Interesse, dann mit wachsendem Erstaunen Ihre Ausführungen zu den unterschiedlichen Darstellungen bzgl. der TV-Empfangswege in den Veröffentlichungen der Medienanstalten zur Kenntnis genommen. Ihre Zwischenbilanz „Chaostage bei den Medienanstalten?!“ gipfelt schließlich in einem doch recht reißerisch formulierten Fazit, in welchem Sie von dem „nebeneinander Herumwursteln“ der Medienanstalten reden. Das haben wir nun unsererseits zum Anlass genommen, die Darstellungen zu den Übertragungswegen in den von Ihnen angesprochenen Publikationen gegenüberzustellen. Dabei ist uns aufgefallen, dass Ihnen mehrere Rechenfehler unterlaufen sind, die im Ergebnis in der Tat zu einem „Datenwirrwarr“ führen, für das allerdings wohl kaum die Medienanstalten verantwortlich sind.

Nachfolgend unsere Übersicht zur Verteilung der Übertragungswege Kabel und Satellit im Jahr 2012.

2012

Basis
Mio. TVHH in Deutschland
Satellit
Kabel
Mio.
Prozent
Mio.
Prozent
Jahresbericht KEK1)
38,08
18,1
47,0
16,7
44,0
ALM-Jahrbuch2)
38,00
17,8
46,8
17,8
46,8
Digitalisierungsbericht3)
37,80
17,2
45,6
18,1
47,9
Quellen:
1) Sechzehnter Jahresbericht der KEK 2012/2013, S. 50 f. (Astra TV-Monitor 2012; Stand Jahresende 2012).
2) Jahrbuch der Medienanstalten 2012/2013, S. 22 ff. (Stand Jahresende 2012).
3) Digitalisierungsbericht der Medienanstalten 2012, S. 49 (Stand Jahresmitte 2012).
Dort jeweils angegebene Quelle: TNS Infratest.

Sämtliche Angaben in der vorstehenden Tabelle basieren auf den Messungen und Auswertungen von TNS Infratest. Sowohl die Medienanstalten (Digitalisierungsbericht und ALM-Jahrbuch) als auch SES Astra (TV-Monitor) beauftragen Infratest mit den Erhebungen zum Stand des digitalen Fernsehens in Deutschland. Allerdings gibt es Unterschiede in den Auswertungen der Daten. Während die Medienanstalten alle TV-Geräte in den Haushalten einbeziehen, also der Mehrfachempfang berücksichtigt wird, nimmt SES Astra dagegen eine Priorisierung der Geräte zugunsten Satellitenempfang vor. Außerdem rechnen die Medienanstalten die Haushalte mit Gemeinschafts-Sat-Anlage und Kabelumsetzer (SMATV-CH-Haushalte) dem Kabel zu, da hier individuell kein Sat-Receiver vorgehalten werden muss. SES Astra betrachtet hingegen diese Haushalte als Satellitenempfänger (vgl. ALM-Jahrbuch, S. 22, sowie unser E-Mail-Schreiben vom 24.01.2014). Weitere Ausführungen zur Methodik der Datenerhebung finden Sie im Digitalisierungsbericht 2012 auf Seite 44.

Wie Sie sehen können, liegt hier eine weitgehende Konsistenz der Zahlen vor. Lediglich im Jahresbericht der KEK wurde eine leicht abweichende Auswertung genutzt. Für die künftigen KEK-Berichte haben wir bereits vorgesehen, die Zahlen des Digitalisierungsberichts einheitlich zu verwenden. Insoweit ist Ihr Hinweis bereits aufgegriffen.

Mit freundlichen Grüßen


Sehr geehrte Frau ...
danke, dass Sie sich die Mühe der Überprüfung gemacht haben.Meinen Rechenfehler gebe ich unumwunden zu. Ich habe bei der Berechnung der realen Zahlen, wie auch im Text vermerkt, zuvor die DVBT und Onliner abgezogen. Das war natürlich ein Fehler.
Unverständlich bleibt für mich aber trotzdem, weshalb niemandem in der KEK oder den Medienanststalten die Differenzen zwischen den Zahlen der KEK und des Digitalisierungsberichts (+900 000 Satellitenanschlüsse bzw. -1,4 Million Kabelanschlüsse) bisher nicht aufgefallen sind.
Trotz meines Rechenfehlers bleibt es bei den veröffentlichten Prozentangaben der drei Berichte bei den Differenzen und den daraus resultierenden verschiedenen Rankings. Auch das hätte eigentlich auffallen müssen.
Das es im Interesse von ASTRA liegt, den Satelliten besser dastehen zu lassen, als das Kabel, kann niemanden so richtig verwundern.
Nun gut, am Ende gibt es dann doch das Happy End und wir können uns demnächst auf einheitliche Zahlen aus den Medienanstalten bzw. von der KEK freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Philippe Ressing




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