Sonntag, 8. August 2010

"Kleine Wunder in Athen" - Vorurteile auf Griechisch


Diese kleine Komödie, von ZDF und Arte produziert, spielt an einem Platz irgendwo in Athen. Dabei ist es eigentlich nur ein Kreuzungspunkt mehrerer kleiner Straßen in dem ziemlich heruntergekommene Stadtteil "Akademia Platonos" (Platons Akademie).
An diesem Platz treffen sich täglich vier alternde Griechen, um über die Welt zu sinnieren und vor allem ihre Vorurteile zu Pflegen. Sie sind so heruntergekommen wir ihre kleinen Läden um den Platz. Am liebsten lästern sie über die vermeintliche Faulheit der albanischen Gastarbeiter. Dabei sind die Vier alles andere als Beispiele für unternehmerische Energie oder Fleiß. Ihre einzige Aktivität besteht darin, zwischen ihren Läden Fußball zu spielen.
Den Rest der Zeit des Tages verbringen sie vor dem Kiosk von Stavros (Antonis Kafezopoulos). Er hasst die Albaner ganz besonders, leidet unter Schlaflosigkeit und trauert seiner Ex-Frau nach. Er versucht sie mit Geschenken zurück zu gewinnen - aber das ist Hoffnungslos.
So lästern die Vier jeden Tag über die ach so schlechten Albaner - bis der
Schock für Stavros kommt: Seine ziemlich debile Mutter - liebevoll dargestellt von Titika Saringouli
- ist selber eine Albanerin und Stavros damit selber einer der verabscheuten Albaner. Dies kommt heraus, als plötzlich der vermeintliche zweite Sohn von ihr auftaucht - einer der albanischen Gastarbeiter. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Stavros nichts von der albanischen Vergangenheit seiner Mutter gewusst. Sie hatte das Land verlassen, als Stavros noch ein ganz kleiner Junge war und ihn in Athen als Grieche großgezogen. Nachdem die Kumpel davon erfahren haben, eskaliert die Situation. Bei einem Fußball-Länderspiel zwischen Albanien und Griechenland fangen sie an, sich vom "Albaner" Stavros zu distanzieren.
Obwohl die Vier zum Schluss wieder vor dem Kiosk sitzen und wie immer über die Welt sinnieren, ist doch nicht mehr alles so wie früher - zumindest nicht für den Zuschauer.

Dem 1966 in Athen geborenen Regisseur Filippos Tsitos ist ein komödiantisches Lehrstück über Vorurteile und Nationalismus gelungen. Dabei zeichnet sich der Film durch Ruhe - ja fast eine gewisse Langatmigkeit aus, so kann sich der Betrachter auf die einzelnen Charaktere konzentrieren.
Tsitos lebt heute in Berlin. Er hat für das deutsche Fernsehen als Regisseur gearbeitet, etwa für den ARD-Tatort und die ZDF-Serie Kriminal Dauerdienst.

*Siehe auch www.kleinewunderinathen.de

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