Etwa 49 Millionen Einwohner in Deutschland sind regelmäßige Internet-Nutzer, das sind 69,4% der 70,57 Millionen hier Lebenden über 14 Jahre. Damit stieg die Zahl der Onliner in Deutschland innerhalb eines Jahres um stolze 13 Prozent, so die aktuelle Onlinestudie von ARD und ZDF (1).
Aber: Dieses stolze Wachstum resultiert daraus, das in der Statistik jetzt auch die Einwohner einbezogen werden, die aus Ländern außerhalb der EU (+5,74 Mio.) stammen. Zieht man diese Gruppe ab, dann ist die Online-Nutzung der Deutschen und EU-Bürger 2010 gegenüber dem letzten Jahr nur um +630 000 Personen oder gerade einmal 1,7% gewachsen.
Während das Internet zwischen 1997 und 1003 mit jährlich zweistelligen Wachstumsraten boomte, verläuft die Kurve seitdem nur noch im einstelligen Prozent-Bereich. Damit scheint eine Sättigungsgrenze erreicht zu sein, denn vor allem die positiven Prognosen der letzten Jahre über steigende Internetakzeptanz bei Älteren haben sich bisher nicht bewahrheitet. Während bei den 14- bis 19-Jährigen mittlerweile 100% regelmäßig Online sind, nutzen nur knapp 30 Prozent der über 60-Jährigen das Internet. Immerhin macht diese Altersgruppe etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland aus. Die Autoren der ARD/ZDF Onlinestudie warnen deshalb, vorerst sei "nicht davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren ein maßgebliches Wachstum von dieser Gruppe ausgeht." (2.)
Mobiles Internet bisher wenig gefragt
Entgegen des öffentlichen Hypes über das Mobile Internet - Stichwort I-Phone - ist das reale Interesse daran eher bescheiden. Gerade einmal 13% der Internetnutzer gehen auch Mobil Online, gegenüber dem letzten Jahr stieg die Zahl um zwei Prozentpunkte. Diese Zurückhaltung wundert nicht, denn gerade einmal 7% aller Internetnutzer halten das mobile Internet für unverzichtbar. Noch bedenklicher dürfte die Mobilfunkfirmen stimmen, dass nur jeder zehnte Jugendliche meint, Mobiles Internet sei für ihn unverzichtbar.
Teilweise hysterisch mutet derzeit die Debatte der Medien- und Werbewirtschaft über "Applets" bei Smartphones an . Mit kostenpflichtigen Abonnements solcher Anwendungsprogramme erhofft sich die Medienwirtschaft zusätzliche Einnahmen.
Richtig ist: Diese Applets werden zwar millionenfach auf den Smartphones installiert - aber kaum regelmäßig genutzt. (3)
Angesichts millionenschwerer Investitionen in neue Mobilfunknetze für das mobile Internet erscheint fraglich, ob bzw. wann damit schwarze Zahlen geschrieben werden können. Künftig drohen dem Internet-Nutzer über das Telefonnetz bereits deutlich höhere Gebühren - die Zeit der billigen "Flat-Rates" neigt sich seinem Ende entgegen. Aufgrund des Online-Wachstums der TV- und Videonutzung, gerät das Netz technisch an seine Leistungsgrenzen. Neue und hohe Investitionen in Glasfaser-Kabel werden nötig und die sollen vor allem die Kunden zahlen. Auf absehbare Zeit wird für jeden schnelles Internet also deutlich teurer werden.
1) Media Perspektiven Heft 7+8 2010
(2) Ebenda S. 337
(3) Media Perspektiven 5-2010, Seite 235-246
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen