Auch im Jahr 2010 stoßen Internet-Radioprogramme bei der Masse der Radiohörer auf kein Interesse. Dies zeigen die veröffentlichten Daten der Onlinestudie 2010 von ARD und ZDF. Demnach haben zwar über 13 Millionen Onliner (27%) schon einmal im Internet ein Radioprogramm (Livestream) gehört, aber nur knapp 1,8 Millionen (3,6%) gehören zu den regelmäßigen Nutzern. (1) Ein Jahr davor waren es noch 4% gewesen (Siehe Blog vom 13. Juni 2010).
Kein Wunder also, dass auch 2010 die Medienforscher von ARD und ZDF zu dem Ergebnis kommen: "Ein verstärkter Radiokonsum über das Internet ist nicht erkennbar." Vielmehr gebe es trotz der Zunahme von Breitbandanschlüssen mit Flatrate in den Bundesdeutschen Haushalten "keine relevante Zunahme der Livestreamnutzung."
Auch die Hoffnung, das zunehmend jüngere Internetnutzer ein Radioprogramm Online hören, hat sich 2010 nicht bewahrheitet. Zwar ist mittlerweile fast jeder der rund 15 Millionen Einwohner zwischen 14- und 29 Jahren regelmäßiger Internetnutzer, aber nur 600 000 hören (4%) regelmäßig ein Radioprogramm online.
Ernüchterung für die Webradio-Macher
Vor allem die Hörfunkunternehmen, die auf eigene Webradioprogramme im Internet als Zukunftsmarkt setzen, dürften von der Entwicklung enttäuscht sein. Die rund 2000 verschiedenen deutschsprachigen Internet-Radioprogramme werden täglich von gerade einmal 180 000 Jugendlichen (1,2%) angeklickt - das sind pro Sender gerade einmal 90 Hörer zwischen 14- und 29 Jahren. Eigentlich könnten die Veranstalter sie problemlos persönlich begrüßen. Deshalb halten die Autoren der Online-Studie einen schnellen Durchbruch des Webradios auf dem Hörfunkmarkt für "eher wirtschaftliches Wunschdenken". Auch sei die Mediendebatte über Internetradios aus diesen Gründen "deutlich überhöht." Besonders ernüchternd für die Webradiomacher dürfte sein, dass drei Viertel der Online-Radiohörer die Radioprogramme hören, die bereits über UKW verbreitet werden.
Jeder sein eigener Musik-Redakteur? Denkste!
Auch die Vermutung, dass Musikportale (Last.FM oder Laut.de) dem Radio Hörer abspenstig machen, hat sich bisher nicht bewahrheitet. Bei den 14-29-Jährigen nutzen täglich 450 000 (3%) die Möglichkeit, sich als "Programmredakteur" das eigene Radio über ein Musikportal zusammenzustellen. Ähnlich gering ist das Interesse an zusätzlichen Diensten, die neben der Musik über das Internetradio angeboten werden. Auch wenn Jüngere den Diensten etwas mehr Aufmerksamkeit zuwenden, kommt die Studie zu dem Ergebnis: "Auf wirklich relevante Potentiale lässt sich aber auch hier bislang nicht zurückgreifen."
Fazit: Auch in Zukunft dürfte für absehbare Zeit der lineare Empfang professionell gestalteter Radioprogramme die Basis des Hörfunks bleiben.
1) Media-Perspektiven 7-8 2010
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