Mittwoch, 20. März 2013
Die jüngsten Hörer wandern ab
Anlässlich der Veröffentlichung der Hörerzahlen im vergangenen Sommer (Medienfresser 20. Juli 2012) tönte die "Radiozentrale" - Interessenverband der Radioveranstalter - noch: "Rekord-Hoch bei den Jungen". Angesichts der aktuell veröffentlichten Zahlen der Radio Media Analyse 2013/I*, stößt man nicht mehr so in´s PR-Horn. So schalten täglich (Mo-Fr) nur rund 71% (12,9 Mio) aller Einwohner unter 30 Jahren ein Radioprogramm ein.
Nimmt man die Radioreichweite aller Einwohner über 10 Jahre (incl. deutsch sprechende Ausländer), erreichen alle Radioprogramme täglich mehr als 58,4 Millionen ( 79%) Hörer. Aber auch hier hat die Attraktivität des Radios innerhalb eines halben Jahres um -360 000 (-0,6) abgenommen. Dabei konnten öffentlich-rechtliche Programme mit 38,3 Millionen Hörern ein Plus von 119 000 (+0,3%) verzeichnen, während die Privatsender mit 33 Millionen etwa 512 000 Hörer (-1,5%) einbüßten.**
Die ganz Jungen verzichten zunehmend auf das Radio
Aber zurück zu den jungen Hörern. So richtig in´s Grübeln dürften die Radiomacher nämlich wegen der erneut gesunkenen Reichweiten bei den jüngsten Hörern (10-19 Jahre) kommen. Diese Zielgruppe umfasst etwa 8 Millionen Kinder und Jugendliche und hier schalten derzeit täglich nur 5,5 Millionen ein Radioprogramm ein (69%). Dieser Wert liegt um zehn Prozentpunkte niedriger, als die Tagesreichweite bei allen Einwohner der Bundesrepbulik.
Die Tagesreichweite des Hörfunks ist demnach innerhalb eines halben Jahres um 142 000 (-2,5%) Kinder und Jugendliche gesunken. Hauptverlierer waren die Privatsender, mit jetzt 3,8 Millionen jungen Hörern - ein Minus von 167 000 (-4,2%). Die ARD-Programme wurden täglich von 2,7 Millionen eingeschaltet, damit hielten sich die Verluste mit 30 000 (-1,1%) Nutzern in Grenzen.
Betrachtet man in dieser Altersgruppe die Ergebnisse der vorherigen MA (2012/II), so haben sich innerhalb eines Jahres 212 000 (-3,8%) jüngere Hörer vom Medium Hörfunk abgewandt.
Werbewellen verlieren vor allem junge Hörer
Flaggschiff der Radioprogramme von ARD und Privaten sind immer noch die Werbe-Dudelwellen. Zusammengerechnet erreichen sie täglich rund 53 Millionen Einwohner in Deutschland, 253 000 (-0,5%) weniger, als vor einem halben Jahr. Bei den 10-19-Jährigen verlieren sie aber deutlich stärker, hier werden täglich 5,2 Millionen Hörer erreicht - ein Verlust von 165 000 (-3,1%).
Nimmt man die für den Verkauf von Werbezeiten wichtigeren Wert der erreichten Hörer pro Werbestunde***, gibt es für die Radiomacher auch keinen Grund zur Freude. Demnach schalten 23,6 Millionen Einwohner (ab 10 Jahre) eine Werbewelle ein, 183 000 (-0,8%) weniger als in der letzten MA.
Bei den für die Werber wichtigen 14-49 Jährigen verloren sie mit jetzt 13 Millionen Hörern rund 70 000 (-0,5%). Dabei konnten die ARD-Dudelwellen mit 5,18 Mio Hörern deutlich um 121 000 (+2,4%) zulegen, während die Privatradios mit 7,8 Millionen ein Minus von 191 000 (-2,4%) Hörern pro Werbestunde hinnehmen mussten.
Lag hier der Hörerrückgang noch unter dem Durchschnitt, so sieht es bei den Jungsten (10-13 Jahre) für die Werbewellen deutlich schlechter aus.**** Von den insgesamt 3,1 Millionen Kids schalten pro Werbestunde 542 000 eine Dudelwelle ein - 19 000 (-3,3%) weniger, als noch vor einem halben Jahr. Während die ARD-Programme um 18 000 (+9%) auf 221 000 junge Hörer zulegen konnten, haben die Privatradios mit jetzt 321 000 Kids mehr als 37 000 junge Hörer (-10%) verloren.
Ob diese Kinder und Jugendlichen als Heranwachsende wieder den Weg zum Radio finden, diese Frage dürfte die Zukunftsdiskussion bei Programmmachern und Sender-Managern bestimmen.
* Halbjährlich wird telefonisch in über 65 000 Interviews die Radionutzung in Deutschland erhoben. Auftraggeber ist die Arbeitsgemeinschaft Media Analyse (AGMA), ein Zusammenschluss von 260 Werbeunternehmen und Radioveranstaltern.
** Brutto Werte, Mehrfachnennungen möglich. Daten: ARD-Sales & Services GmbH
*** Montags bis Freitags 6-18 Uhr
**** Daten: Radio Media Services GmbH (RMS) der größte Privatradio-Vermarkter.
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