Samstag, 29. Mai 2010

Wie Fernsehnachrichten die Wirklichkeit verfälschen


Vermehrte Gewaltbereitschaft gegen Polizisten

Von der ARD-Tagesschau bis zu Newstime auf Pro 7 berichteten in der vergangenen Woche die Nachrichtensendungen der Fernsehsender über eine neue Gewalt-Studie, die im Auftrag der Innenminister der Länder erstellt worden ist. Demnach hat die Gewalt gegen Polizeibeamte deutlich zugenommen. Dazu liefen in den Nachrichtensendungen unisono Fernsehbilder von Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten. Interessanterweise ist aber die Gewalt gegen Polizisten vor allem im normalen Polizeidienst angestiegen. Wer wissen wollte, wie es wirklich ist, konnte dies am 27. Mai im Radioprogramm SWR2 des Südwestrundfunks in einem Interview mit Professor Joachim Kersten von der Hochschule der Polizei in Münster erfahren. Demnach sind vor allem schwierige Alltagssituationen der Auslöser für die körperlichen Angriffe auf Beamte. Sie haben es dort zunehmend mit Menschen zu tun, die ein ausgeprägtes Gewaltpotential in sich tragen, das sich oft auch gegen eigene Angehörige richtet. Vor allem der Alkoholmissbrauch spielt dabei eine wichtige Rolle.

Die Fernsehnachrichten suggerierten mit ihren Filmaufnahmen dagegen, dass Demonstranten und Hooligans die Verantwortung für die wachsende Gewaltbereitschaft gegen Polizisten tragen. Damit wird ein völlig falsches - aber für die Politik bequemes - Bild über die Realität vermittelt. Aber den verantwortlichen Journalisten in den Sendern geht es wohl nur noch noch darum, dass es in den Nachrichten so richtig kracht - denn das bringt Quote.


Montag, 24. Mai 2010

Radio Paradiso verliert Lizenz

Keine Frequenz mehr für ein Halleluja

Die öffentliche Überraschung und der Protest waren groß, als am 11. Mai der Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) beschloss, die Lizenz des christlichen Senders Radio Paradiso nicht zu erneuern. Damit verliert Radio Paradiso zum 30. November 2010 seine bisher genutzten UKW-Frequenzen in Berlin, Frankfurt/Oder, Eisenhüttenstadt und Guben. „Diese Entscheidung ist mir völlig unverständlich“, reagierte Berlins Evangelischer Bischof Markus Dröge während Udo Hahn, Medienreferent der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) die Entscheidung einen medienpolitischen Fehler nannte. Mit dem Aus für Radio Paradiso seien 64 Arbeitsplätze und Investitionen der Kirchen in Millionenhöhe bedroht, warnte der EKD-Sprecher. Die EKD ist über eine Tochtergesellschaft an Radio Paradiso beteiligt, wie auch verschiedene evangelische Einrichtungen in Berlin und Brandenburg.


Dabei kam die Entscheidung der MABB gar nicht so überraschend, mehrfach war das Programm früher in Programmanalysen der Medienanstalt kritisiert worden. So wurde festgestellt, dass Radio Paradiso seinen täglichen Wortanteil zwischen 2006 und 2008 um über 60 Prozent auf 72 Minuten reduziert hatte. Aber in Kirchenkreisen vermutet man anscheinend eine grundsätzliche Ablehnung des christlichen Senders. So äußerte ein Verantwortlicher der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Oberlausitz sein Erstaunen darüber, dass während der Anhörung zur Lizenzvergabe ein Medienrat die Frage gestellt hatte. wieso die Kirche angesichts geringer Mitgliederzahlen in Berlin und Brandenburg überhaupt ein eigenes Radioprogramm betreiben wolle.* Nach der Niederlage der Kirchen im April 2009 beim Volksentscheid für den Religionsunterricht an Berliner Schulen, sieht man in der Lizenzenzscheidung der MABB anscheinend einen neuen Affront kirchenfeindlicher Kreise. Öffentlich äußert man sich bei der Evangelischen Kirche in Berlin zurückhaltend: „Wir wollen wegen Radio Paradiso aber keinen Kulturkampf heraufbeschwören,“ versichert ein Vertreter.


Vielleicht haben die Kirchen einfach verschlafen, dass sich die Zusammensetzung des Medienrates 2009 verändert hat und dort ein neuer Wind weht. Die Vorsitzende, Jutta Limbach, soll bereits auf dem Jahresempfang der Medienanstalt davor gewarnt haben, dass die Verlängerungen von Lizenzen kein Automatismus sei. Dies war von einem Manager eines großen kommerziellen Radiosenders in Berlin zu erfahren. Nachdenklich macht, dass der Medienrat seine Zähne zeigt, wo es am ungefährlichsten war. Ob man sich gegenüber den wirtschaftlich mächtigen Veranstaltern ebenso kritisch verhalten wird, wenn dort Lizenzverlängerungen anstehen, wird sich zeigen. Der Medienstaatsvertrag Berlin/Brandenburg schreibt vor, dass die Radiolizenz einmal verlängert werden darf. Danach müssen die Frequenzen komplett neu ausgeschrieben werden. So hatten sich zehn Bewerber bei der MABB für die von Radio Paradiso genutzten UKW-Frequenzen beworben. Den Zuschlag hat der Berliner Radiounternehmer Oliver Dunk für seine Programm "Oldiestar" erhalten. Bisher ist das Programm nur in Teilen des Berliner Umlandes zu hören


Radio Paradiso, das sich auf seiner Homepage Berlins einziger „Wellnessender“ nennt, hinterlässt mit seinem Soft-Pop-Programm im Berliner Radiomarkt keine allzu große Lücke. Letzte Chance für die Veranstalter wäre eine Klage vor dem Verwaltungsgericht. Darüber will man aber erst entscheiden, wenn die Gründe für der Lizenzverweigerung durch den Medienrat Ende Juni vorliegen, ist aus Kreisen von Radio Paradiso zu erfahren.


*Laut EKD sind in der Region Berlin-Brandenburg-Oberlausitz etwa 1,2 Millionen (18%) der über 6 Millionen Einwohner in der Evangelischen Kirche. Bundesweit sind es dagegen 25 Millionen (30,2%) der über 82 Millionen Einwohner.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Abfuhr für gemeinsames Digitalradio von Deutschlandradio und ARD








Hofft Intendant Steul auf Hilfe von Oben?


Der Wunsch von Willi Steul, Intendant des Deutschlandradios, künftig gemeinsam mit den ARD-Anstalten ein bundesweites digitales Klassikradio zu produzieren, hat derzeit wenig Chancen. Am 18. Mai ließ der für die Koordination der Rundfunkkommission der Länder zuständige Staatssekretär Martin Stadelmaier in Mainz mitteilen: „Das steht nicht zur Debatte. Ich hielte eine solche Überlegung auch für abwegig. Die ARD-Hörfunkprogramme haben aus guten Gründen keinen bundesweiten Auftrag.“

Laut Rundfunkstaatsvertrag dürfen die ARD-Länderanstalten keine bundesweiten Radioprogramme anbieten (§ 11c Abs.1). Dies ist nur dem Deutschlandradio mit seinen drei terrestrisch über UKW und digital verbreiteten Programmen erlaubt (§ 11c Abs. 3). Somit müssten die für Rundfunkpolitik zuständigen Ministerpräsidenten der Länder ein weiteres Radioprogramm des Deutschlandradios durch eine Änderung des Staatsvertrages genehmigen – und dies hat derzeit bei den Medienpolitikern anscheinend keine Priorität.

Willi Steul, der als Intendant des Deutschlandradios die dort produzierten bundesweiten Programme Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen (Digital über DAB) verantwortet, hatte am 6. Mai die Idee für das neue Programm auf den Mitteldeutschen Medientagen in Leipzig präsentiert. Demnach sollte unter der Führung des Deutschlandradios gemeinsam mit den ARD-Anstalten ein bundesweites digitales Klassikradio entstehen, das aus den Archiven der Öffentlich-Rechtlichen gespeist werden sollte. Dazu bräuchte das Deutschlandradio die ARD, weil die eigenen Musikarchive dazu nicht ausreichen. Steul könnte damit seine Senderfamilie erweitern.

Der Intendant spekulierte öffentlich, bei der im August anstehenden Vergabe bundesweiter digitaler Radiofrequenzen könnten private Interessenten noch abspringen und damit Sendeplätze frei werden. Bisher sind 3 Kanäle im digitalen Multiplex von DAB Plus für die öffentlich-rechtlichen Programme des Deutschlandradios reserviert. Dagegen entscheiden die Landesmedienanstalten über die Vergabe der verbleibenden 6 Kanäle für private Anbieter. Da bisher alle Versuche mit digitalem Radio in Deutschland mangels Interesse grandios gescheitert sind, ist es durchaus möglich, dass sich private Interessenten noch zurückziehen könnten.

Sonntag, 16. Mai 2010

"Im Angesicht des Verbrechens" ARD Russenmafia-Saga



Der renommierte TV-Regisseur Dominik Graf (Der Fahnder, Tatort, Polizeiruf 110) führt bei der Russenmafia-Saga „Im Angesicht des Verbrechens“ nicht nur Regie, sondern verantwortet gemeinsam mit Rolf Basedow auch die Drehbücher. Zwei Jahre und 10 Millionen Euro hat es bis zur Fertigstellung der ersten zehn Folgen gedauert, die der WDR für das Erste produziert hat. Nach der erstmaligen Ausstrahlung auf Arte, wird die Serie im Ersten ab 22. Oktober Freitags im Hauptprogramm laufen. Dabei merkt man den Filmen die langjährige Routine Grafs beim ARD- Tatort und anderen TV-Krimis an. Er hat eine solide aber eben auch konventionelle Arbeit abgeliefert. Glücklicherweise verzichtete man bei den Darstellern auf "abgefilmte" TV-Gesichter. Deshalb beeindruckt etwa Max Riemelt in der Rolle des Polizisten Marek Gorsky mit jüdisch-russischen Wurzeln. Mutig war auch die Entscheidung, Emotion und Kultur der Protagonisten durch viele russischen Dialoge mit Untertiteln abzubilden. Dieses Wagnis dürfte höchstwahrscheinlich Quote kosten, da deutsche TV-Zuschauer so etwas nicht mögen.

Schwächen beim Drehbuch

Die erzählte Geschichte verliert mit der Zeit leider ihren Realitätsgehalt und den Bezug zu Berlin. Vielmehr beherrschen in den letzten Folgen idyllisches Dorfleben in Weißrussland und "vieeel russisch Seeele" die Geschichte. Die beiden Polizisten wirken zwar glaubhaft, haben aber keinen richtigen Bezug zum polizeilichen Alltag.

Den Autoren scheinen zum Schluss wohl die Lust oder die Ideen abhanden gekommen zu sein. Da wird etwa das korrupte Bullenpärchen, das acht Folgen lang für die Russenmafia gearbeitet hat, plötzlich mit einem familiären Showdown entlarvt und dann durch eine Nebenbemerkung des leitenden Polizeichefs aus der Serie gekickt.

Eine Reise der beiden Polizisten nach Weißrussland, die ein Mädchen aus einem Bordell befreien, strotzt vor mangelnder Logik. So verfolgt der korrupte weißrussische Polizist gemeinsam mit den Zuhältern die Flüchtenden und zerschießt ihr Auto. Später hilft er ihnen dann plötzlich bei der Heimreise nach Deutschland. Folgen hat diese illegale Tour nach Weißrussland aber für die beiden Polizisten bei ihren Vorgesetzten in Berlin nicht. Am Ende knattern dann die Klischees so richtig los: Der scheinbar seriöse russische Restaurant-Chef - in Wirklichkeit ein Krimineller - wird von Konkurrenten erschossen. Daraufhin führt die bisher ehrbare Ehefrau als schwarze Witwe die unlauteren Geschäfte weiter. Pikant, ist doch die neue "Patin" gleichzeitig die große Schwester des jungen Polizisten Gorsky. So bietet das Ende viel Stoff für eine Fortsetzung .

"Im Angesicht des Verbrechens" befriedigt die Sehgewohnheiten der ARD-Krimi-Zuschauer, ist aber langatmig. Die unverbrauchten Gesichter der Darsteller macht die Serie sehenswert, weniger die erzählte Geschichte.

Keine Konkurrenz für den Kriminaldauerdienst

Grafs ARD-Serie könnte zwar Erfolg haben, ist aber bei weitem kein Fernseherlebnis wie der Kriminaldauerdienst KDD“ vom ZDF. Dort hat man die letzten beiden Folgen wegen schlechter Quoten auf den späten Freitagabend verbannt - nur peinlich!. Dabei ist die 2007 gestartete Serie das Beste, was im Deutschen Fernsehen der letzten Jahre zu sehen war und hat den Adolf Grimme-Preis voll verdient. Trotzdem, nach 28 Folgen ist wegen der schlechten Quote unwiderruflich Schluss - und das ist ein Verlust! Diese Serie beeindruckte nicht nur durch ihre atemlos rasante filmische Umsetzung. Die Drehbücher boten permanent überraschende Wendungen für den Zuschauer und forderten die volle Aufmerksamkeit – da war keine Zeit zum Bierholen... Es ist zu befürchten, dass die Verantwortlichen im ZDF kaum noch einmal den Mut zu so einem TV-Projekt haben werden.

Die Spannung der KDD-Folgen waren den Drehbüchern von Orkun Ertener geschuldet. Er war früher bereits Autor für den ARD-Tatort. Seine Geschichten und Dialoge durchbrechen öffentlich-rechtliche Krimi-Klischees von Gut und Böse. Die Polizisten sind auch nur Menschen mit Schwächen und müssen in Extremsituationen schnell - und manchmal falsch - handeln. Den rasanten Dialogen und Geschichten folgt der Zuschauer atemlos. Die Figuren der Serie sind so präsent. dass die teilweise bekannten TV-Gesichter wie Manfred Zapatka, Saskia Vester oder Jördis Triebel - in ihren Rollen trotzdem überzeugen. Der KDD bietet ein ungeschminktes und schamloses Bild der Metropole Berlin – dagegen wirkt die Stadt in "Im Auge des Verbrechens" eher als Kulisse.

Grafs ARD-Serie ist für den Zuschauer ungefährlich, da konventionell und vorhersehbar. KDD erzeugt dagegen Unruhe und Furcht beim Betrachter - das ist kein bequemes "lean-back" Fernsehen. Trotzdem ist "Im Angesicht des Verbrechens" gegenüber den immer langweiligeren ARD-Tatorten ein Lichtblick. Beim WDR-Tatort vom 16. Mai: "Der Fluch der Mumie" hat anscheinend Lady Gaga das Drehbuch geschrieben. Keinerlei Logik - nur noch Effekthascherei, damit die Hauptdarsteller ihren Affen Zucker geben können.

Spätestens bei schlechten Zuschauerzahlen ist aber auch bei der nächsten Staffel von "Im Angesicht des Verbrechens" eine „Degetoisierung“ der Drehbücher zu befürchten - vielleicht mit Christine Neubauer in der Hauptrolle....

Donnerstag, 6. Mai 2010

Medien und Generation Internet



„Ich stamme ja noch aus der Generation Münzfernsprecher“, sagte
Staatsminister Helmut Rau am 3.Mai in Stuttgart zum Auftakt des Medienkongresses: „Was will die Generation Internet wirklich?“ Da hatte er bei den 200 Besuchern zumindest die älteren Lacher auf seiner Seite.

Als
Digitale Natives (DN) werden die jungen Erwachsenen bis Ende 20 bezeichnet, die bereits mit Computer und Internet aufgewachsen sind. In Deutschland verfügen heute 65% aller Haushalte über einen Breitbandanschluss. Wie schnell sich die Nutzung entwickelt illustrierte Jürgen Weber, Manager bei Alcatel Lucent. Vier Wochen nach Einführung des I-Phones in Deutschland sei die Datenmengen im Mobilfunk explosionsartig gestiegen. Deshalb forderte er zwar den verstärkten Netzausbau, die Kosten für die Nutzer dürften aber nicht steigen . Ewald Wesseling, Professor an der privaten SRH-Fachhochschule in Berlin beschrieb die veränderten Nutzungsgewohnheiten bei den Digital Natives. Während Ältere gleichzeitig 1,6 Medien nutzen würden, würden bei Jugendliche 5,4 Medien nebeneinander laufen. Sie würde deshalb jede wichtige Information auf elektronischem Weg erreichen: „Und deshalb brauchen die auch keine Tagesschau um 20 Uhr mehr .“ Wesseling zeichnete dabei eher ein Idealbild der „Net-Generation“. Sie definieren sich selbst als freiheitsliebende und kritische Hinterfrager. Ihnen gehe es um Innovation und Kooperation mit anderen Usern. Wesseling zieht daraus den Schluss: „Fernsehen macht also Schlaue schlauer und Dumme dümmer – Online werden dagegen auch Dumme schlauer.“ . Für ihn sind Digital Natives im Vergleich zu früher die "am meisten befähigte Generation" aller Generationen - und den Online-Journalismus hält er für besser, als die alten Medien.

Alles Online – Alles gut? Da kam dann auf dem Podium doch Skepsis auf, sei es beim
Vorstand des Schulbuchverlages Klett, Philipp Hausmann. Er schilderte seinen Besuch in einem norwegischen Klassenzimmer, dort habe jeder Schüler vor seinem PC mit Blickrichtung auf den Lehrer gesessen. Dies bedeute die Renaissance des klassischen Frontalunterrichts und widerspreche damit allen modernen pädagogischen Ansprüchen. Auch der Thomas Langheinrich, Präsident der Landesmedienanstalt (LfK) in Stuttgart reagierte skeptisch auf Wesselings Bild der der Digital Natives als er fragte, wieso sie dazu bereit seien, gedankenlos auch intime Informationen oder Fotos ins Netz zu stellen.

Wie reagieren die klassischen Medien wie etwa das Radio, auf die Digital Natives? Für
Walter Klingler, Chef der Medienforschung beim Südwestrundfunk (SWR) steht weiterhin fest: Auch heute hören 12- bis 29-Jährigen immer noch Radioprogramme über UKW. Allerdings wächst der Anteil, die Radio Online (20%) oder per Handy (15%) empfangen. Demgegenüber verliert das UKW-Radio an Hörerreichweite (-10%). Eine Ursache sieht Klingler darin, dass Radioprogramme keine individuelle Nutzungsmöglichkeit bieten. Deshalb setzt die SWR-Jugendwelle Das Ding verstärkt auf das Internet und auch auf Videos. auf der Homepage kann man die im Programm gesendete Beiträge individuellen Abrufen. Wie groß das Interesse der Jugendlichen daran ist, darüber wollte Programmchef Wolfgang Gushurst trotz Nachfrage aber nichts sagen...

Ändert sich durch die Digital Natives die Mediennutzung? Für
Professor Uwe Hasebrink vom renommierten Hans-Bredow Institut in Hamburg werden die einzelnen Medien vom Nutzer zunehmend kreativ miteinander verbunden. Trotzdem sind aber die Digital Natives immer noch mit den klassischen Medien vertraut. Er warnte davor, Digital Natives einfach als einheitlich Gruppe zu betrachten, denn dazu seien die Nutzungsmuster viel zu unterschiedlich. Hasebrink findet den Begriff deshalb für Marketing- und Werbemanager interessant, aber nicht unbedingt für die Medienforschung. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass sich Mediennutzung und inhaltliche Interessen mit zunehmendem Alter wandeln. An diesem altbekannten Befund hat sich demnach auch durch die digitalen Medien nicht viel geändert. So hänge das Interesse der Digital Natvies von ihrer Entwicklungsstufe ab. Jugendliche in der Schulphase sind an auf ihre Gruppen bezogene Medienangebote interessiert, was ihrer Identitätsbildung dient. Später dann interessieren sie sich verstärkt für Medienangebote zur beruflichen Qualifizierung. Treten sie dann in die Berufs- und Familienphase ein, orientieren sich ihre Interessen zunehmend allgemein und thematisch ungerichtet.

Keine Diskussion gab es beim Medienkongress darüber, wer die digitalen Medienangebote eigentlich bezahlen soll. Dabei hängt der wirtschaftliche Erfolg von der Refinanzierung ab. Die 2000 geplatzte Internetblase an den Börsen war ein Beispiel für falsche Hoffnungen und absurde Visionen. Je mehr die Unternehmen mit ihren digitalen Medienangeboten den Endkunden als Finanzier anvisieren – sei es ein Abonnement oder per Bezahlung der genutzten Datenmengen - desto problematischer dürften die Businessmodelle sein. Ob die werbetreibende Wirtschaft ihrerseits bereit ist, jedes neue digitale Medienangebot durch Spots zu finanzieren werden, erscheint angesichts der Krise ebenso fraglich.