Das Image der deutschen Marktforschung ist schlecht! Immer weniger Menschen sind dazu bereit, sich an Umfragen zu beteiligen. Jetzt will die Branche gegen ihr mieses Image eine Werbekampagne starten. Der Slogan lautet: "Sag ja zu Deutschlands Markt- und Sozialorschung!" Diese Meldung fand sich Ende Juni im Fachblatt Werben & Verkaufen (25/2010). Dabei wäre es sinnvoller, etwas gegen die Verantwortlichen für die Misere zu unternehmen. Schuldig sind nach Ansicht der Marktforscher vor allem die im Direktmarketing tätigen Unternehmen, also die Call-Center.
Selbst erlebt: Ein Mitarbeiter eines Call-Centers ruft einen Privatanschluss an und gibt sich dort als Meinungsforscher aus. Dann erzählt er, man führe eine Bürgerbefragung durch, um zu erfahren, wie die privaten Haushalte die wirtschaftliche Entwicklung beurteilen. Willigt der Befragte ein, werden auch Informationen über seine wirtschaftliche Situation erfragt, etwa wie hoch das monatliche Nettoeinkommen sei. Ziel der Aktion: Daten sammeln für spätere Verkaufsanrufe.
Anstatt nun gegen solche Tricks und ihre Auftraggeber vorzugehen, wollen die Marktforscher lieber mit einer Imagekampagne in den Medien beim Verbraucher gutes Wetter machen. Verantwortlich dafür sind der Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (BVM), die Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung (DGOF) und der Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM). Die Kampagne soll im September starten - sofern genügend Medienunternehmen gefunden werden, die dafür Werbeflächen zur Verfügung stellen. Von Aktivitäten gegen Marketing-Firmen, die sich als Marktforscher tarnen, war aber nichts zu lesen.
Damit bleibt dem Privatmann auch künftig nur die Möglichkeit: Bei Anruf Auflegen!
Mittwoch, 30. Juni 2010
Sonntag, 13. Juni 2010
Web-Radio boomt - aber wer hört zu?
In Deutschland werden für das Internet rund 2000 Radioprogramme produziert, Weltweit gibt es zwischen 10 000 bis 14 000 Radioprogramme Online.* Zum Vergleich: Über UKW werden in Deutschland 354 Radioprogramme verbreitet, davon 54 Öffentlich-Rechtliche. Täglich schalten bei uns rund 58 Millionen Einwohner (79%) über 10 Jahre ein Radioprogramm ein. **
Wie viele Hörer davon das Internet zum Radioempfang nutzen, darüber lassen sich nur schwer statistische Aussagen treffen. Bei der halbjährlichen Radio Media Analyse (MA) wird bei den rund 60 000 Telefoninterviews mit Hörern nämlich nicht abgefragt, über welchen Verbreitungsweg sie ihre Radioprogramme empfangen haben. Hauptproblem für eine eigenständige Erhebung der Online-Radionutzung sind die hohen Kosten.
Die regelmäßig von ARD und ZDF erstellte Online-Studie befragt die Internetnutzer auch über ihre Mediennutzung und demnach haben 2009 etwa 5 Millionen über 14 Jahre, zumindest einmal in der Woche Online ein Radioprogramm gehört. Dabei bevorzugen sie allerdings Angebote, die auch über UKW empfangen werden können. Betrachtet man dagegen die Radioangebote im Internet, so werden die meisten exklusiv dafür produziert. Jetzt setzen die Online-Radiomacher ihre Hoffnungen auf einen Wachstumsschub durch die zunehmend im Handel erhältlichen Online-Empfangsgeräte (IP-Radio - W-Lan-Radio). Da die meisten Internetnutzer für ihren Online-Zugang Festpreise bezahlen (Flatrates), können sie damit beliebig lange im Internet Radio hören.
Für die Radioveranstalter hat das aber einen Pferdefuß, denn die Verbreitung ihrer Programme über das Web kostet sie viel Geld. Wie hoch diese Kosten sind, darüber schweigt man sich aber gegenüber der Öffentlichkeit aus. Dazu kommt, dass die in Deutschland von den meisten Privatkunden genutzte Internet-Verbindung über die Telefonleitung (DSL) für einen massenhaften Radioempfang ungeeignet ist. Würden alle UKW-Hörer gleichzeitig über das Internet Radio hören wollen, würde das Netz sofort zusammenbrechen. Ein Ausbau des Telefonnetzes auf Glasfaserbasis könnte hier zwar Abhilfe schaffen, wäre aber über Flatrate-Gebühren nicht zu finanzieren. Damit dürfte das Internet auf absehbare Zeit die terrestrische Verbreitung von Radioprogrammen über UKW oder digitale Radiotechnik nicht ersetzen können.
* Quelle: Media Perspektiven 3/2010
** Quelle: Radio Media Analyse 2010/I
Wie viele Hörer davon das Internet zum Radioempfang nutzen, darüber lassen sich nur schwer statistische Aussagen treffen. Bei der halbjährlichen Radio Media Analyse (MA) wird bei den rund 60 000 Telefoninterviews mit Hörern nämlich nicht abgefragt, über welchen Verbreitungsweg sie ihre Radioprogramme empfangen haben. Hauptproblem für eine eigenständige Erhebung der Online-Radionutzung sind die hohen Kosten.
Die regelmäßig von ARD und ZDF erstellte Online-Studie befragt die Internetnutzer auch über ihre Mediennutzung und demnach haben 2009 etwa 5 Millionen über 14 Jahre, zumindest einmal in der Woche Online ein Radioprogramm gehört. Dabei bevorzugen sie allerdings Angebote, die auch über UKW empfangen werden können. Betrachtet man dagegen die Radioangebote im Internet, so werden die meisten exklusiv dafür produziert. Jetzt setzen die Online-Radiomacher ihre Hoffnungen auf einen Wachstumsschub durch die zunehmend im Handel erhältlichen Online-Empfangsgeräte (IP-Radio - W-Lan-Radio). Da die meisten Internetnutzer für ihren Online-Zugang Festpreise bezahlen (Flatrates), können sie damit beliebig lange im Internet Radio hören.
Für die Radioveranstalter hat das aber einen Pferdefuß, denn die Verbreitung ihrer Programme über das Web kostet sie viel Geld. Wie hoch diese Kosten sind, darüber schweigt man sich aber gegenüber der Öffentlichkeit aus. Dazu kommt, dass die in Deutschland von den meisten Privatkunden genutzte Internet-Verbindung über die Telefonleitung (DSL) für einen massenhaften Radioempfang ungeeignet ist. Würden alle UKW-Hörer gleichzeitig über das Internet Radio hören wollen, würde das Netz sofort zusammenbrechen. Ein Ausbau des Telefonnetzes auf Glasfaserbasis könnte hier zwar Abhilfe schaffen, wäre aber über Flatrate-Gebühren nicht zu finanzieren. Damit dürfte das Internet auf absehbare Zeit die terrestrische Verbreitung von Radioprogrammen über UKW oder digitale Radiotechnik nicht ersetzen können.
* Quelle: Media Perspektiven 3/2010
** Quelle: Radio Media Analyse 2010/I
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