Eine Mitarbeiterin der KEK hat mich per Mail auf einen Rechenfehler bei den von mir genannten absoluten Zahlen der Kabel- und Satellitenhaushalte hingewiesen. Ich habe dies überprüft und korrigiert und entschuldige mich für den Fehler. (Mail und meine Antwort - im Anhang).
Mein Fehler bestand darin, die absolute Zahl der Haushalte aus den Prozentangaben erst nach Abzug der DVBT- und Online-TV-Seher errechnet zu haben. Allerdings ergibt die Korrektur, dass die Zahlen der Kabel- und Satellitenhaushalte und das Ranking in den drei Studien der Medienanstalten weiterhin differieren.
Es ist zu begrüßen, dass die KEK künftig nur noch die Daten des Digitalisierungsberichts verwenden wird.
Erstmals haben 2013 mehr Haushalte in Deutschland ihre Fernsehprogramme über TV-Satelliten als per Kabelanschluss empfangen. Nach Angaben der Fachzeitschrift Media Perspektiven, wurden von 36,24 Millionen Fernsehhaushalten mehr als 16,8 Millionen (46,5%) durch Satelliten und knapp 16,5 Millionen (45,47%) durch Kabel versorgt. Über das Internet (IPTV) empfingen demnach 1,55 Millionen (4,2%) und per Digital-Antennne (DVBT) rund 1,34 Millionen Haushalte (3,7%) Fernsehprogramme (1)
Andere Zahlen nennt dagegen der Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten. Demnach nutzten von den hier genannten 38,15 Millionen TV-Haushalten im vergangenen Jahr 17,66 Millionen (46,3%) das Kabel, und 17,62 Millionen (46,2%) den Satellitenempfang. Zwar findet man im Digitalisierungsbericht keine absoluten Zahlen, aber später findet man eine Angabe zur Grundgesamtheit (2) Daraus ergibt sich, dass 4,2 Millionen (11%) Haushalte digitale Antennen (DVBT) und 1,87 Millionen (4,9%) das Internet zum TV-Empfang nutzen. (3)
Hauptursache der differierenden Zahlen dürften unterschiedliche Datenquellen und deren Messmethoden sein. So verwenden die Media Perspektiven Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF/GfK) (4) Diese zählt alleine 'deutsche' Haushalte sowie Einwohner aus EU-Staaten. In der Bundesrepublik leben 6,9 Millionen ausländische Staatsbürger. Davon kommen aber 4,3 Millionen aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. Der Digitalisierungsbericht der Medienanstalten lässt dagegen durch die TNS-Infratest auch Daten für Nicht-EU-Haushalte erfassen. Ein weiterer Unterschied dürfte darin liegen, dass die Media Perspektiven Zahlen vom Oktober 2013 veröffentlicht, während der Digitalisierungsbericht die Haushalte zwischen Mai und Juni 2013 befragen ließ.
Chaostage bei den Medienanstalten ?!
Der Vergleich der verschiedenen Veröffentlichungen der Medienanstalten zeigt deutliche Unterschiede. Gemeinsam veröffentlichen sie jährlich drei Studien:
- Bericht der Kommission zur Ermittlung der Konzentration in den Medien (KEK) (5)
- Digitalisierungsbericht der Landesmedianstalten (6)
- Jahrbuch der Landesmedienanstalten (7)
Die KEK kommt demnach auf mehr als 18 Millionen Satellitenhaushalte (47%) sowie 16,7 Millionen Kabelanschlüsse (44%). Dabei zählt die KEK rund 38,08 Millionen TV-Haushalte in Deutschland aus. (Quelle: TNS Infratest, ASTRA). (8)
Das Jahrbuch der Medienanstalten veröffentlicht keine absoluten Zahlen zu TV-Haushalten. Allerdings findet sich der Hinweis, Ende 1012 habe es in Deutschland 30,6 Millionen digitale- und 7,4 Millionen analoge TV Haushalte gegeben (9) Addiert man dies, kommt man auch hier auf 38 Millionen TV-Haushalte. Im Bericht zeigt ein Balkendiagramm nur Prozentangaben an. Demnach lagen Kabel und Satellit mit jeweils 48,8% gleichauf, DVBT und Online nutzen 10,9% und 4% der TV-Haushalte.
Was bietet dagegen der Digitalisierungsbericht der Medienanstalten? Auch hier geht man mit 37,799 Millionen TV-Haushalten von einem ähnlichen Niveau wie der KEK-Bericht und das Jahrbuch aus. Auch der Digitalisierungsbericht veröffentlicht ein Prozentverhältnis der Empfangstechniken. Demnach bevorzugten 47,9% der TV-Haushalte das Kabel und 45,6% den Satelliten, DVBT- und Online nutzen 12,5% und 4,3% der TV-Haushalte zum Empfang von TV-Programmen.
Fazit: In den drei Publikationen der Landesmedienanstalten, werden unterschiedliche Zahlen und Rankings präsentiert.
- KEK: 38,08 Mio TV-Haushalte - Satellit: 18,1 Mio (47%), Kabel: 16,7 Mio (44%)
- Jahrbuch: 38,00 Mio TV-Haushalte - Satellit: 17,8 Mio (46,8%), Kabel: 17,8 Mio (46,8%)
- Digital 37,79 Mio TV-Haushalte - Satellit: 17,2 Mio (45,6%), Kabel 18,1 Mio (47,9%)
- Fachzeitschrift der ARD-Anstalten, Basis-Daten zur Mediensituation in Deutschland 2013, Media Perspektiven, S. 4
- Digitalisierungsbericht der Landesmedienanstalten 2013, S.38
- Laut Digitalisierungsbericht haben von den insgesamt 39,676 Millionen Haushalten in der Bundesrepublik, 96,2% ein Fernsehgerät - also 38,157 Millionen TV-Haushalte.
- Die AGF ist ein Forschungszusammenschluss von ARD, ZDF, ProSiebenSat1 sowie der RTL-Gruppe. In Ihrem Auftrag erfasst die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) per Messgeräte die TV-Nutzung in 5000 Haushalten mit rund 10500 Personen.
- Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich ist ein Organ der Landesmedienanstalten. Sie legt jährlich einen Bericht über die Entwicklung im TV-Bereich vor.
- Digitalisierungsbericht August 2013, S. 38 und 56
- Jahrbuch Landesmedienanstalten Mai 2013
- 16. KEK-Bericht, S. 50/51
- Jahrbuch 2012/2013, S. 22 ff
- Digitalisierungsbericht S. 56
ANHANG:
Sehr geehrter Herr Ressing,
vielen Dank für den Link zu Ihrem Blog. Zunächst
haben wir mit Interesse, dann mit wachsendem Erstaunen Ihre Ausführungen
zu den unterschiedlichen Darstellungen bzgl. der TV-Empfangswege in den
Veröffentlichungen der Medienanstalten zur
Kenntnis genommen. Ihre Zwischenbilanz „Chaostage bei den
Medienanstalten?!“ gipfelt schließlich in einem doch recht reißerisch
formulierten Fazit, in welchem Sie von dem „nebeneinander Herumwursteln“
der Medienanstalten reden. Das haben wir nun unsererseits
zum Anlass genommen, die Darstellungen zu den Übertragungswegen in den
von Ihnen angesprochenen Publikationen gegenüberzustellen. Dabei ist uns
aufgefallen, dass Ihnen mehrere Rechenfehler unterlaufen sind, die im
Ergebnis in der Tat zu einem „Datenwirrwarr“
führen, für das allerdings wohl kaum die Medienanstalten verantwortlich
sind.
Nachfolgend unsere Übersicht zur Verteilung der Übertragungswege Kabel und Satellit im Jahr 2012.
2012
|
Basis
Mio. TVHH in Deutschland
|
Satellit
|
Kabel
|
||
Mio.
|
Prozent
|
Mio.
|
Prozent
|
||
Jahresbericht KEK1)
|
38,08
|
18,1
|
47,0
|
16,7
|
44,0
|
ALM-Jahrbuch2)
|
38,00
|
17,8
|
46,8
|
17,8
|
46,8
|
Digitalisierungsbericht3)
|
37,80
|
17,2
|
45,6
|
18,1
|
47,9
|
Quellen:
1) Sechzehnter Jahresbericht der KEK 2012/2013, S. 50 f. (Astra TV-Monitor 2012; Stand Jahresende 2012).
2) Jahrbuch der Medienanstalten 2012/2013, S. 22 ff. (Stand Jahresende 2012).
3) Digitalisierungsbericht der Medienanstalten 2012, S. 49 (Stand Jahresmitte 2012).
Dort jeweils angegebene Quelle: TNS Infratest.
Sämtliche Angaben in der vorstehenden Tabelle basieren auf den Messungen und Auswertungen von
TNS Infratest. Sowohl die Medienanstalten (Digitalisierungsbericht und ALM-Jahrbuch) als auch
SES Astra (TV-Monitor) beauftragen Infratest mit den Erhebungen
zum Stand des digitalen Fernsehens in Deutschland. Allerdings gibt es
Unterschiede in den Auswertungen der Daten. Während die Medienanstalten
alle TV-Geräte in den Haushalten einbeziehen,
also der Mehrfachempfang berücksichtigt wird, nimmt SES Astra dagegen
eine Priorisierung der Geräte zugunsten Satellitenempfang vor. Außerdem
rechnen die Medienanstalten die Haushalte mit Gemeinschafts-Sat-Anlage
und Kabelumsetzer (SMATV-CH-Haushalte) dem
Kabel zu, da hier individuell kein Sat-Receiver vorgehalten werden
muss. SES Astra betrachtet hingegen diese Haushalte als
Satellitenempfänger (vgl. ALM-Jahrbuch, S. 22, sowie unser
E-Mail-Schreiben vom 24.01.2014). Weitere Ausführungen zur Methodik der
Datenerhebung
finden Sie im Digitalisierungsbericht 2012 auf Seite 44.
Wie Sie sehen können, liegt hier eine weitgehende
Konsistenz der Zahlen vor. Lediglich im Jahresbericht der KEK wurde eine
leicht abweichende Auswertung genutzt. Für die künftigen KEK-Berichte
haben wir bereits vorgesehen, die Zahlen des
Digitalisierungsberichts einheitlich zu verwenden. Insoweit ist Ihr
Hinweis bereits aufgegriffen.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrte Frau ...
danke, dass Sie sich die Mühe der Überprüfung gemacht haben.Meinen Rechenfehler gebe ich unumwunden zu. Ich habe bei der
Berechnung der realen Zahlen, wie auch im Text vermerkt, zuvor die DVBT
und Onliner abgezogen. Das war natürlich ein Fehler.
Unverständlich bleibt für mich aber
trotzdem, weshalb niemandem in der KEK oder den Medienanststalten die
Differenzen zwischen den Zahlen der KEK und des Digitalisierungsberichts
(+900 000 Satellitenanschlüsse bzw. -1,4 Million Kabelanschlüsse)
bisher nicht aufgefallen sind.
Trotz meines Rechenfehlers bleibt es
bei den veröffentlichten Prozentangaben der drei Berichte bei den
Differenzen und den daraus resultierenden verschiedenen Rankings. Auch
das hätte eigentlich auffallen müssen.
Das es im Interesse von ASTRA liegt,
den Satelliten besser dastehen zu lassen, als das Kabel, kann niemanden
so richtig verwundern.
Nun gut, am Ende gibt es dann doch
das Happy End und wir können uns demnächst auf einheitliche Zahlen aus
den Medienanstalten bzw. von der KEK freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Philippe Ressing