Der öffentlich-rechtliche Südwestrundfunk (SWR) startet am 16 Januar 2013 in seinem Dritten Fernsehprogramm die Pilotfolge zur neuen Dokuserie: "Expedition Familie". Dabei sollen der Alltag und die Konflikte in ausgewählten Familien und Wohngemeinschaften unter die Lupe genommen werden. Dafür hat man sich eine einschlägige Mitarbeiterin gesichert, die früher als RTL-Super-Nanny bekannte Katharina Saalfrank.
Die heute 40-Jährige war sieben Jahre lang die "Super Nanny" bei RTL. In dieser Sendung wurden vorwiegend Unterschichtenfamilien zur Schau gestellt, die nicht mit ihren Kindern klar kamen. Die Voyeurismus-Show brachte Frau Saalfrank dann 2011 in Konflikt mit der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) der Landesmedienanstalten. In der monierten Sendung vom 14. September 2011 ging es um das psychisch und physisch gewalttätige Verhalten einer Mutter gegenüber ihren zwei und fünfjähigen Kindern. Dort sei „vor laufender Kamera" gezeigt worden, "wie die Mutter ihrer fünfjährige Tochter anschreit, ihr mit Schlägen droht, sie ignoriert und schließlich schlägt – ohne dass das Kamerateam einschreitet“, heißt es in einer Erklärung der KJM vom Juli 2011. Damit habe die Sendung gegen die Menschenwürde verstoßen, stellen die Kinderschützer fest.
Mittlerweile hat Frau Saalfrank RTL verlassen, allerdings
erst nachdem sie sieben Jahre lang anscheinend keine Skrupel gehabt hatte. Sie nannte als Grund für ihren Ausstieg inhaltliche Differenzen, bei RTL wurde die Einstellung der Serie mit den zum Schluss schlechten Quoten begründet. Nun will der SWR mit der Ex-Nanny auf dem selben Sendeplatz
(Mittwoch 20.15 Uhr) wie einst RTL die TV-Expedition ins deutsche Familienleben
starten. Angesichts des letzten Platzes des SWR-Dritten im Vergleich mit den
ARD-Dritten (6,1% im Sendegebiet) scheint der Chefetage beim SWR mittlerweile fast alles recht zu sein, um jüngere Zuschauer zu keilen.
Wie man gegenüber Frau Saalfrank die richtige Schleimspur anlegt,
zeigte die Landesschau des SWR für Rheinland-Pfalz (19.45 Uhr) bereits am 26.
April 2012* Die studierte Pädagogin tingelte zu dieser Zeit über Provinzbühnen mit ihrer Erziehungsshow: "Nein Mama". Der SWR-Moderator kündigte das "Couchgespräch" mit den Worten an: "Jahrelang hat Sie Familien geholfen, jetzt ist Schluss damit..." und dann gab´s einen Ausschnitt aus dem Gesangs-Video von Frau Saalfrank. Danach wurde die als "SPD-nah" bezeichnet Nanny noch zur Herdprämie von Familenministerin Schröder befragt. Kein Wort verlor dieser "Journalist" über die umstrittene "Super Nanny" bei RTL.
Es gibt schon zu denken, wenn SWR-Chefredakteur Fritz Frey gegenüber dem "Spiegel" verkündete: "Saalfrank passt mit dem neuen Format sehr gut ins öffentlich-rechtliche Fernsehen". Nichts gegen mediale Resozialisierung, aber so einfach dürfen es sich öffentlich-rechtliche Journalisten nicht machen!
* www.swr.de/landesschau-rp/couchgespraech/-/id=5661010/nid=5661010/did=9447404/559hnt/