Montag, 9. November 2009

Filmtipp: "Das weiße Band"

Der neue Film "Das weiße Band" des österreichischen Regisseurs Michael Haneke beeindruckt nicht nur durch seine Machart. Die Schilderung der Bewohner und Ereignisse in einem protestantischen Dorf im Norddeutschland des Jahres 1913 ist beklemmend. Völlig zu Recht hat Haneke dafür die Goldene Palme in Cannes gewonnen und ist jetzt für den Europäischen Filmpreis mehrfach nominiert worden.

Der Film bietet einen Einblick in die Gefühlswelt und Moral im willhelminischen Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg. Unterdrückung, seelische Grausamkeit und Gefühlskälte prägen die Menschen und so erziehen sie auch ihre Kinder. Diese werden damit zu grausamen und seelisch deformierten Wesen erzogen. Eine auf den Säulen von Autorität und verlogener christlicher Moral aufgebaute Gesellschaft produzierte damit die gefühllose Tätergeneration, die 20 Jahre später das 3.Reich prägte. Der Regisseur denunziert seine Protagonisten aber nicht als plakativ negative Abziehbilder. Sie wirken selbst vielmehr gefangen in einer vorgegebenen Struktur und Welt, die sie immer weniger begreifen und die sie selbst zerstört. "Das weiße Band" bietet so auch Diskussionsstoff über den Zustand unserer heutigen Gesellschaft.

In schwarz-weiß gedreht schafft der Film immer Abstand, der Zuschauer kann sich nicht in idyllische Bilder des Dorfes flüchten. Dazu kommt eine ruhige Erzählweise, die aber zunehmend bedrohlich und unheimlich wirkt. Eine ähnliche Methode hat Haneke auch bei seinem Film "Caché" angewandt und damit Spannung erzeugt.

Vor allem für die Besetzung des Films gebührt den Machern des Films ein Lob. Als Erzähler fungiert Ernst Jacobi, dessen Stimme viele Zuschauer aus der Trilogie "Tadellöser&Wolff" von Eberhard Fechner (1975) kennen. Trotz beeindruckender Darstellerliste: Ulrich Tukur, Burghart Klausner, Josef Bierbichler, Susanne Lothar wie auch Detlef Buck beherrschen sie nicht den Film. Vielmehr faszinieren die Kinder und Jugendlichen, die die zerstörten Seelen beklemmend präsent darstellen.

Vor allem sollte man sich "Das weiße Band" im Kino ansehen, in einem dunklen Raum mit großer Leinwand fesseln die Bilder mehr, als vor dem Fernsehapparat. Dabei sollte aber angemerkt werden, dass auch dieser Film erst durch die finanzielle Unterstützung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ermöglicht wurde.

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