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Die Westküste - Blick von Volissos
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Der Herbst hat auf Chios seine besonderen Seiten - dieses Jahr bot die Insel seinen Besuchern im September und Oktober wärme und wolkenlosen Himmel. Das Wasser der Nord-Ägäis war noch warm genug für ein Bad im Meer - vor allem Einheimischen genießen das am
Wochenende - sie sitzen dann gemeinsam plaudernd im warmen Wasser. Im griechenlandweit bekannten Wallfahrtsort von Aghia Markella trafen wir an einem orthodoxen Feiertag Mitglieder griechischer Motorroller-Clubs. Sie wechselten nach dem Besuch des Klosters und der Kirche in die gegenüberliegende Taverne oder an den Strand.
Nach der für die Insel schweren Corona-Zeit, der Fährverkehr in die benachbarte Türkei musste zeitweilig eingestellt werden, konnten diesen Sommer Hotels, Unterkünfte und Tavernen endlich wieder viele Besucher verzeichnen. "Im Juli und August war es unvorstellbar voll hier - es kamen vor allem Griechen. Das Geschäft war gut, aber jetzt ist es zum Glück deutlich ruhiger geworden", erzählte uns die Betreiberin eines 'Tante-Emma-Ladens' in Volissos, im Norden der Insel. Auch im September kamen immer noch ausländische Besucher aus Nordeuropa auf die Insel. Die Strandliegen wurden in der Region Amani im Norden erst Anfang Oktober abgebaut - Saisonende.
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Mastix-Museum - Blickauf den Süden
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Neben den vielen griechischen Touristen - vom Festland wie aus dem Ausland - kommen viele Menschen mit einem Tagesvisum aus der Türkei nach Chios. Nachbarn aus der Türkei besuchen gerne die Insel für einen Tag oder ein Wochenende. Seit einiger Zeit kommen auch Touristen aus Süd- und Mittelamerika für eine Tagestrip aus Cesme. Wir trafen im mittelalterlichen Mastix-Dorf Mesta spanisch sprechende Reisegruppen, die nach einem Besuch im Dorf von ihren Reiseleitern zu einem 'typisch griechischen Essen' in eine Hafen-Taverne dirigiert wurden - alles Pauschal. Danach ging es dann per Bus wieder zur Fähre in die Inselhauptstadt, um per Fähre zurück in die Türkei zu fahren.
Freiwillige schützen ihre Wälder
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...Zum Glück nur eine Übung...
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Während dieses Jahr vor allem auf dem Festland, aber auch in Euböa und Korfu viele Wälder durch Brände zerstört wurden, blieb Chios bisher davon verschont. Das liegt mit daran, dass auf der Insel - vor allem in der Region Amani im Norden von Chios - seit 25 Jahren Einwohner freiwillig für den Brandschutz bei 'Omikron' aktiv sind. Im Sommer halten sie Brandwache, etwa auf der Festung |
...große Ehre...
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oberhalb von Volissos: "Vor ein paar Wochen hat ein betrunkener Fahrer ein paar Kilometer entfernt sein Auto gegen eine Wand gesetzt und damit einen Waldbrand ausgelöst", darüber sind unsere Freunde Giorgos und Marianna immer noch wütend. Den betroffenen Hang konnten wir an den verbrannten Bäumen erkennen.
Alle Omikron-Aktive rückten in der Nacht aus, um eine weiteren Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Dabei ist ihre freiwillige Arbeit gefährlich, denn die Brandherde waren nur schwer erreichbar: "Wir waren an einigen Stellen vom Feuer umzingelt, zum Glück sind wir aber gut ausgebildet und trainieren regelmäßig." Der Chef der Feuerwehr aus der Hauptstadt habe zuerst bei den Freiwilligen die Professionalität angezweifelt: "Als er dann aber gesehen haben, wie wir arbeiten, hat er Omikron gelobt." Dabei fehlt es den Brandschützern an allen Ecken und Enden, veraltete Fahrzeuge und vor allem Schläuche, nicht genug Wasser auf den Pickups, Filter für die Atemmasken fehlen - so sieht die Wirklichkeit aus.
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Georgios und Marianna
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Siehe auch Arte-Reportage über Omikron
Kultur-Sommer auf Chios
Seit einigen Jahren gibt es auf der Insel immer mehr Kultur-Veranstaltungen - vor allem im Sommer. Sie sind über die ganze Insel Verteilt, konzentrieren sich nicht nur auf die Hauptstadt. An verschiedenen Orten und Plätzen gibt es dann Konzerte und Ausstellungen und das alles richtet sich vor allem an die einheimische Bevölkerung. Ende September organisierten StudentInnen der Universität der Ägäis, die einige Fakultäten auf Chios unterhält, ein Kunst-Event im Gebäude der Inselhauptstadt. Im Garten wurden an verschiedenen Stellen Objekte ausgestellt, auch innerhalb des Hauptgebäudes gab es Multimediale Präsentationen. MusikerInnen traten im Innenhof auf.
Im großen Hörsaal wurde ein Film über das Waisenhaus für Mädchen gezeigt, das sich in hier bis 1985 befand. Darin schilderten einige Frauen, wie sie einst als Kinder hier lebten. Das Gebäude der Universität wurde auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof der Insel erbaut. Die meisten Juden von Chios, wie auch alle Muslime mussten, nachdem die Insel 1912 zu Griechenland gekommen war (Balkankrieg), Chios verlassen. Danach gründete die Familie Michalis hier das Waisenhaus, das ab 1927 vom Staat übernommen wurde. Während des Zweiten Weltkrieges besetzten deutsche Truppen das Haus 1942. Erst nach der Befreiung 1944 konnte es ein Jahr später wieder seine alte Funktion wahrnehmen. Im Jahr 1983 wurde das Waisenhaus geschlossen, das Gebäude wird seit 1985 durch die Universität genutzt.
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... gut besucht... |
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Kriegs-Spiele
In jedem Herbst finden im Norden von Chios mehrtägige Militärmanöver statt - dann wird es laut und ungemütlich. Am Abend zuvor hörten wir als 'Präludium' das Donnern einiger Schiffsgeschütze der griechischen Marine. Am frühen Morgen ging es dann richtig los: in wenigen hundert Metern fauchten zwei griechische Kampfflugzeuge über uns hinweg. Danach entluden am Strand große Landungsschiffe Panzer und Soldaten, unterstützt von tieffliegenden Hubschraubern. Glücklicherweise ist das alles immer nach zwei Tagen vorbei und die Lage zwischen Ankara und Athen ist derzeit entspannt. Dieses Jahr wirkte das aber durch den
weniger hundert Kilometer entfernten Krieg in der Ukraine sowie aktuelle Luftangriffe der Türkei auf kurdische Stellungen in Syrien beängstigend. Die Einheimischen sind das Spektakel gewöhnt...
Der Herbst - ein Fest für die Küche
Chios zeichnet sich durch einige kulinarische Spezialitäten aus, gerade im Herbst bietet die Inselküche Besonderes. Jeder kennt die Zitrusfrüchte der Insel, sie werden zu besonders leckeren Marmeladen und Löffel-Süssigkeiten verarbeitet. Die Mastix-Ingwer-Zitronen Limonade ist mit ihrem leicht herb-säuerlichen Geschmack etwas für heiße Tage. Das Baumharz Mastix, das die Insel seit der Antike berühmt gemacht hat, findet sich in vielen Spezialitäten. Gute Weine produzieren die Kellereien im Norden: Aryusios und Kefalas. Sie bieten Rot- Rosé- und Weissweine. Das auf Chios auch Ouzo hergestellt wird - keine Frage. Eine 'geheime' Spezialität ist der Feigen-Schnaps 'Souma' genannt. Er wird aus den Früchten der Feigenbäume gebrannt, die an vielen Stellen der Insel wachsen. Im Herbst gibt es dann in vielen Dörfern kleine Brand-Feste. Offiziell dürfen die Inselbewohner ihn herstellen - aber nicht verkaufen. Fragt man etwa in einer Taverne, bekommt man mit Glück den Souma in einer Ouzo-Karaffe Augenzwinkernd serviert.
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Schnecken a la Chios
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Im Herbst ist Schneckenzeit auf Chios, die Einwohner sammeln die Kriechtiere und bereiten sie dann - mitsamt dem Gehäuse - in einem Tomaten-Gemüse-Sud mit Knoblauch zu. Eine weitere Spezialität sind die legendären Amanites Pilze, denn nur Eingeweihte wissen, wo man sie in den Wäldern findet. Die oft Handtellergroßen Gewächse schmecken nussig, finden sich allerdings nur selten auf Speisekarten - wir hatten in einer schönen Dorftaverne in Pirama, unweit von Volissos, das Glück. Dazu gab es gedünstes Schweinefleisch - aber auch Vegetarier finden etwas auf dem Speiseplan: Gelbes-Bohnenpüree (Fava), Choriatiki-Salat mit säuerlichem Kritamo (Meerfenchel) oder Chorta - gedünstetes Wildgemüse.
AKTUELL: Politischer Erdrutsch bei Kommunalwahlen
Am 15. Oktober kam das Ergebnis der Regionalwahl auf Chios einem politischen Erdrutsch gleich. Hatte eine Woche zuvor im ersten Wahlgang der konservative Kandidat (35%) deutlich vor der Bürgerliste "Xίος για Ολους - Chios für Alle" (28%) gelegen, setzte sich in der Stichwahl Ioannis Malafis (62%) gegen den konservativen Amtsinhaber Karmantzis Stamatios (37%) durch. Gut 42% aller Wahlberechtigten gaben auf der Insel ihre Stimmen ab: 15.159 für Malafis, 9185 für Stamatios.
Der Grund für den Sieg der Opposition: Die Einwohner von Chios waren mit der Politik unzufrieden - viele Versprechungen, aber nur wenige wurden erfüllt. Entscheidend für den Sieg von "Χίος για Ολους" war, dass sich viele Menschen auf der Insel politisch engagierten.
...und wir feiern Weihnachten 2023 wieder auf Chios......