Montag, 25. April 2022

Meine deutsch-französische Familie Teil VII

 

 

Vorbemerkung:

Alles was ich hier schildere wurde mir von meinen Familienangehörigen erzählt. Natürlich sind solche Berichte nur bedingt dokumentarisch, vor allem, wenn diese Geschichten Jahrzehnte später erzählt wurden und alle Gesprächspartner heute nicht mehr leben. Manches habe ich aus Dokumenten ergänzt, manches mit etwas Phantasie versucht, lebendiger zu illustrieren. Diese deutsch-französische Familiengeschichte ist auch ein Spiegel einer Epoche - von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 

Copyright: Weder der Text, noch Textpassagen dürfen ohne meine Einwilligung verwendet werden, dies gilt auch für das hier verwendete Fotomaterial. Das Urheberrecht liegt alleine beim Autor.

 

Wilde Zeiten in Hamburg 1932

 

Trotz Magengeschwüren hatte Heinz 1931 das Abitur geschafft und wollte nun das provinzielle Gronau und die beengende Familie hinter sich lassen. Ihn zog es in die Großstadt Hamburg, die mit über einer Million Einwohnern nach Berlin die Nummer Zwei in Deutschland war. Heinz wollte in der neu gegründeten Universität der Hansestadt Volkswirtschaft studieren. Er kam in eine Stadt, auf der seit zwei Jahren die Folgen der Weltwirtschaftskrise lasteten. 

 

Weiter unter:  https://1913familienalbum.blogspot.com/2022/04/meine-deutsch-franzosische-familie-teil_25.html

Dienstag, 12. April 2022

Meine deutsch-französische Familie Teil VI

 

 

Vorbemerkung:

Alles was ich hier schildere wurde mir von meinen Familienangehörigen erzählt. Natürlich sind solche Berichte nur bedingt dokumentarisch, vor allem, wenn diese Geschichten Jahrzehnte später erzählt wurden und alle Gesprächspartner heute nicht mehr leben. Manches habe ich aus Dokumenten ergänzt, manches mit etwas Phantasie versucht, lebendiger zu illustrieren. Diese deutsch-französische Familiengeschichte ist auch ein Spiegel einer Epoche - von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 

Copyright: Weder der Text, noch Textpassagen dürfen ohne meine Einwilligung verwendet werden, dies gilt auch für das hier verwendete Fotomaterial. Das Urheberrecht liegt alleine beim Autor.

 

Revolution - Republik - Krise

 
Der Krieg war vorbei, aber überall in Deutschland bekam man jetzt die Folgen zu spüren. Die Blockade der Entente blieb auch nach Kriegsende im Jahr 1919 bestehen. Das Bürgertum war in den Kriegsjahren verarmt, die verkauften Kriegsanleihen konnte der Staat nicht zurückzahlen. Beides führte zu einer massien Staatsverschuldung und Inflation. In Gronau kam die Wirtschaft nur langsam wieder in Schwung, es wurden für die Niederlande vermehrt Garne produziert und daher arbeiteten viele Gronauer im Nachbarland. Positiver Nebeneffekt, man wurde in Gulden bezahlt und konnte in den Niederlanden damit einkaufen.
 
Bereits im letzten Kriegsjahr hatten an der Grenze Schmuggel und Schwarzhandel geboomt. Auch gutbürgerliche Kreise beteiligten sich, um an begehrte Ware zu kommen. So kleidete sich auch Frieda Ressing an einem Morgen sorgfältig an, mit langem schwarzem Mantel und großem

Hut. Sie nahm den fünfjährigen Heinz an der Hand und machte sich auf den Weg zur nahegelegenen Grenze. In Enschede kaufte sie Kaffee und versteckte ihn unter ihrem Hut. Als sie auf dem Rückweg an der Glaner Brücke vom deutschen Zöllner angehalten wurde, fragte er: "Haben Sie etwas anzumelden?" Frieda nahm allen Mut zusammen: "Nein" - da fragte der kleine Heinz laut: "Aber Mama, warum
trägst Du unter dem Hut die Kaffeetüte?" Frieda erstarrte wie Lots Weib, wurde kalkweiss und stotterte, glücklicherweise hatte der Zöllner seinen sozialen Tag, er lächelte und ließ die Dame aus gutem Hause samt Sprössling passieren. Das war der erste und letzte Versuch der hochmoralischen Frau, etwas über die Grenze zu schmuggeln. Vor allem Kaffee war eine begehrte Ware, manche fuhren regelmäßig mit dem Fahrrad über die Grenze und füllten in Enschede Kaffebohnen in ihre Reifen. Dann kehrten sie mit knirschenden Rädern zurück - und verkauften ihn - brühfertig gemahlen.
 

Dienstag, 5. April 2022

Meine deutsch-französische Familie Teil V

 


Vorbemerkung:

Alles was ich hier schildere wurde mir von meinen Familienangehörigen erzählt. Natürlich sind solche Berichte nur bedingt dokumentarisch, vor allem, wenn diese Geschichten Jahrzehnte später erzählt wurden und alle Gesprächspartner heute nicht mehr leben. Manches habe ich aus Dokumenten ergänzt, manches mit etwas Phantasie versucht, lebendiger zu illustrieren. Diese deutsch-französische Familiengeschichte ist auch ein Spiegel einer Epoche - von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 

Copyright: Weder der Text, noch Textpassagen dürfen ohne meine Einwilligung verwendet werden, dies gilt auch für das hier verwendete Fotomaterial. Das Urheberrecht liegt alleine beim Autor.

 

 

Verwüstetes Land - Versehrte Menschen

 

1923
Im September 1920 kam Clotaire Aubry nach Saint Benin. der Artillerie-Offizier, dem er als Bursche gedient hatte, bot ihm eine Arbeit in seiner Mühle an der Selle an. Der 24Jährige Clotaire hatte zwar den Krieg überstanden, aber der junge Mann litt an einer zerstörte Lunge. Sie war bei einem deutschen Gasangriff kurz vor Kriegsende verätzt worden. Den Job in der Mühle musste er deshalb bald aufgeben, er wurde Postbote, konnte diese Tätigkeit aber auch nicht lange ausüben. Er kam 1920 als ein von Krankheit Gezeichneter in die von Krieg und Zerstörung betroffene Region.