Dienstag, 28. Januar 2025

Meine Deutsch-Französiche Familiengeschichte Teil XIII

 

Vorbemerkung:

Alles was ich hier schildere wurde mir von meinen Familienangehörigen erzählt. Natürlich sind solche Berichte nur bedingt dokumentarisch, vor allem, wenn diese Geschichten Jahrzehnte später erzählt wurden und alle Gesprächspartner heute nicht mehr leben. Manches habe ich aus Dokumenten ergänzt, manches mit etwas Phantasie versucht, lebendiger zu illustrieren. Diese deutsch-französische Familiengeschichte ist auch ein Spiegel einer Epoche - von der Jahrhundertwende bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. 

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Überleben zwischen Schwarzmarkt und Hamsterfahrt

 

Zwar hatte Heinz jetzt legale Papiere und durfte in Hamburg bleiben – aber damit entfielen auch die doppelten Lebensmittelkarten aus Hamburg und Stade. Überall blühte der Schwarzmarkt und alle versuchten auf 'Hamsterfahrten' ins Umland Lebensmittel einzutauschen. Man machte Witze um Bauern, in deren Kuhställen sich teure Teppiche stapeln würden - eingetauscht gegen Milch, Butter und Speck. Der Winter 45/46 war besonders hart in Deutschland - gerade in Hamburg. Überall mangelte es an Brennmaterial für die Öfen in den Wohnungen. Heinz Schwester Käthe erzählte: „Zäune wurden eiskalt im Dunkeln demontiert und auf Schleichwegen nach Hause geschleppt. Dort wurden sie dann im Keller zerkleinert.“ Bäume in der Nachbarschaft seien über Nacht gefällt und abtransportiert worden. „Ich stand bei Minus 30 Grad 'Schmiere'“, erinnerte sie sich. Auch Holzzäune in der Umgebung verschwanden und wärmten die Wohnungen in Pöseldorf. Heinz war allerdings als Holzdieb nicht begabt. Im 1946 erschienenen Buch 'Briefe aus der Quarantäne' beschreibt er: „Dieser Tage war auch ich als ‚Illegaler’ unterwegs. Mit einer großen Baumsäge bewaffnet, hatte ich mich mit einem Bekannten zusammen auf den Weg gemacht, um im Vorgarten einer benachbarten Hausruine einen Rotdorn zu fällen.“ Dabei seien sie von einer Bewohnerin überrascht worden und unter wüsten Beschimpfungen vertrieben worden. Heinz schwor  danach, lieber wolle er im kalten sitzen, als noch einmal als illegaler „Holzhackerbua“ ertappt zu werden. 

 

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