Mittwoch, 30. Juni 2010

Wenn Martkforscher weinen

Das Image der deutschen Marktforschung ist schlecht! Immer weniger Menschen sind dazu bereit, sich an Umfragen zu beteiligen. Jetzt will die Branche gegen ihr mieses Image eine Werbekampagne starten. Der Slogan lautet: "Sag ja zu Deutschlands Markt- und Sozialorschung!" Diese Meldung fand sich Ende Juni im Fachblatt Werben & Verkaufen (25/2010). Dabei wäre es sinnvoller, etwas gegen die Verantwortlichen für die Misere zu unternehmen. Schuldig sind nach Ansicht der Marktforscher vor allem die im Direktmarketing tätigen Unternehmen, also die Call-Center.

Selbst erlebt: Ein Mitarbeiter eines Call-Centers ruft einen Privatanschluss an und gibt sich dort als Meinungsforscher aus. Dann erzählt er, man führe eine Bürgerbefragung durch, um zu erfahren, wie die privaten Haushalte die wirtschaftliche Entwicklung beurteilen. Willigt der Befragte ein, werden auch Informationen über seine wirtschaftliche Situation erfragt, etwa wie hoch das monatliche Nettoeinkommen sei. Ziel der Aktion: Daten sammeln für spätere Verkaufsanrufe.

Anstatt nun gegen solche Tricks und ihre Auftraggeber vorzugehen, wollen die Marktforscher lieber mit einer Imagekampagne in den Medien beim Verbraucher gutes Wetter machen. Verantwortlich dafür sind der Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (BVM), die Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung (DGOF) und der Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM). Die Kampagne soll im September starten - sofern genügend Medienunternehmen gefunden werden, die dafür Werbeflächen zur Verfügung stellen. Von Aktivitäten gegen Marketing-Firmen, die sich als Marktforscher tarnen, war aber nichts zu lesen.

Damit bleibt dem Privatmann auch künftig nur die Möglichkeit: Bei Anruf Auflegen!

1 Kommentar:

  1. Leider tragen oft selbst als seriös geltende Medien dazu bei, die Meinungsforschung in optische Schieflage zu bringen. Ich kann mich erinnern, vor zwei, drei Jahren Werbebriefe mehrerer Zeitungen, u.a. der "Zeit", bekommen zu haben. Unter dem Portraitfoto Giovanni di Lorenzos wurde dort meine Meinung zu irgendeinem politischen Sachverhalt abgefragt. Las man aber weiter, lief das Ganze auf eine simple Abowerbung hinaus. Da muss man sich dann wirklich nicht wundern, wenn die Leser Umfrageergebnissen immer stärker misstrauen.

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