Dienstag, 2. Oktober 2012

Familie 2012: Digitale Autisten


Saß einst die deutsche Familie vor dem Fernsehgerät, um gemeinsam "Derrick" oder "Wetten dass?" zu sehen, setzt die Werbewirtschaft heute auf die Digital-Autisten. Diesen Eindruck bekommt man jedenfalls, wenn man ein aktuelles Foto im Fachblatt Werben & Verkaufen (Süddeutscher Verlag) betrachtet.






Interessanterweise sehen die Werbeblattmacher die deutsche Familie weiterhin im klassischen Autoritätssystem - Vater gibt immer noch mit dem Zeigefinger die Befehle!. Alle sitzen zwar noch gemeinsam auf dem Sofa - aber jeder konsumiert getrennt Medienangebote. Die Blagen spielen auf dem interaktiven Flachbildschirm ein Videospiel, Mama liest- romantisch entrückt - im "Kindle" einen Roman. Papa dagegen ist mit dem Laptop online. Entweder informiert er sich gerade bei Spiegel-Online, oder vergnügt sich - wie geahnt - heimlich auf einer Sex-Site ....

Spaß beiseite, manchmal verraten die Ideen der Werbefuzzis viel darüber, wie sie ihre Konsumenten sehen oder gerne hätten. Gemeinsam und doch vereinzelte Medienkonsumenten, deren aktuelle Nutzungsdaten sofort ausgewertet werden können. Sie bekommen sofort auf ihre Bildschirme den passenden Werbespot, individuelle Bannerwerbung oder das Buchangebot zum gerade gelesenen Digtial-Buch. Direkte Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern würde den Konsum nur stören.

 Tja und wenn der digitale Zoo mal technische zusammenbricht?  

"Oh Gott Liebling, was sind das für Kinder?" "Welche Kinder - und wer bist Du ?" "Wer sind eigentlich die beiden alten Langweiler neben uns?" "Ach die bezahlen immer unsere Computerspiele."


In Wirklichkeit sitzt die Familie schon lange nicht mehr beisammen, jeder hockt in seinem Zimmer und  pflegt seinen digitalen Autismus*.

* Wikipedia zeigen Autisten einen "...angeborenen abweichenden Informationsverarbeitungsmodus, der (...) Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation..." mit sich bringe.

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