Die Landesregierungen von Baden-Württemberg (Grün-Rot) und Rheinland Pfalz (Rot-Grün) haben mit der 2013 erfolgten Novellierung des Staatsvertrages über den Südwestrundfunk (SWR) auch die Zusammensetzung seiner Kontrollgremien (Rundfunk- und Verwaltungsrat) verändert. So gehören dem Rundfunkrat des SWR (74 Personen) jetzt keine Vertreter der beiden Landesregierungen mehr an. Die Zahl der Frauen im Rundfunkrat wurde von 25 auf 35 deutlich erhöht.
Rundfunkräte in der Orientierungsphase... |
Jacques Delfeld Sen. |
Argyri Paraschaki - Rino-Gennaro Iervolino |
Am 10. Juli 2015 traf sich der neue SWR-Rundfunkrat zu seiner konstitutierenden Sitzung in Stuttgart. Die 'Neuen' im Gremium mussten sich dabei erst einmal zurechtfinden. Diverse Abstimmungen über den Verwaltungsrat und die Leitung des Rundfunkrates mussten absolviert werden. Da die die Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen aber in der Regel aus den Leitungskadern ihrer Organisationen entsandt wurden, ging dies ziemlich geräuschlos über dier Bühne.
Ach ja, einen der über 335 000 Arbeitslosen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sucht man in den SWR-Gremien weiterhin vergebens - daran hat Grün-Rot oder Rot-Grün nichts geändert....
Künftig vielfältigere und offenere Debatten?
Wird der neu zusammen gesetzte Rundfunkrat für mehr öffentliche Debatte und Vielfalt
Öffentlicher Aushang: Sitzung des SWR-Rundfunkrates |
Erstmals tauchte an der Infotafel im Foyer des SWR-Funkhauses auch eine Einladung des Arbeitskreises "Lila Frauen" auf. Eine der Organisatorinnen ist Ruth Weckenmann, einst SPD-Landtagsabgeordnete und heute für den Landesfrauenrat im SWR-Rundfunkrat. Auf Nachfrage erklärte sie, dieses überfraktionelle Treffen gebe es schon seit einigen Jahren, man habe sich jetzt nur erstmals 'geoutet'. An den Treffen nähmen etwa ein Dutzend Frauen teil und das unabhängig von ihrer sonstigen politischen Zuordnung. Man wolle aus Sicht der Frauen die größtenteils männlichen SWR-Leitungsebenen problematisieren. Außerdem wolle man beobachten, ob und wie im Programm für Frauen wichtige Themen behandelt würden. Was wurde bisher erreicht? "Der Intendant antwortet jetzt immerhin auf unsere Schreiben," meint Frau Weckenmann und lächelt.
Die Praxis der politischen Freundeskreise gibt es in allen Gremien öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten - dabei gibt es sie offiziell überhaupt nicht. In diesen nichtöffentlich Sitzungen der Arbeitskreise fallen die wirklich wichtigen Entscheidungen. So ist es selbstverständlich, dass bei der Wahl des Intendanten die Kandidaten vor der dem Rundfunkrat zustehenden Wahl durch die Arbeitskreise 'tingeln'. Auch die Zustimmung zur Besetzung der SWR-Direktoren sowie der Verwaltungräte wird hier 'abgekaspert'. Kein Wunder also, dass es dann im Rundfunkrat bei den Wahlen kaum Debatten und nie Überraschungen gibt. Da aber alle Beteiligten dieses fragwürdige System akzeptiert haben, gibt es keinen Widerspruch - auch nicht bei den neuen Mitgliedern.
Mit den beiden Vertretern der Migrantenvertretungen aus Baden-Württemberg, Argyri Paraschaki und Rino Gennaro Iervolino sowie dem Vertreter der Sinti und Roma aus Rheinland-Pfalz, Jacques Delfeld, sprach ich am 10 Juli in Stuttgart über ihre Arbeit im Rundfunkrat:
Sie sind der erste Vertreter der
Sinti und Roma in einem Rundfunkgremium einer öffentlich-rechtlichen
Rundfunkanstalt in Deutschland. Wo sehen Sie ihre Hauptaufgabe als Mitglied des
SWR-Rundfunkrates?
Delfeld: Erst einmal geht es mir darum, im
SWR-Rundfunkrat zu zeigen, dass hier jetzt ein Vertreter der Sinti und Roma
Sitz und Stimme hat. Wir sind damit als eine gesellschaftlich wichtige Gruppe
in diesem Gremium vertreten. In der konkreten Arbeit als Mitglied im Rundfunkrat werde ich
versuchen, über meine persönliche Meinung auch Einfluss zu nehmen für die Sinti
und Roma. Wir werden ja oft immer noch in den Medien sehr kritisch behandelt –
um es vorsichtig zu formulieren. Erinnern Sie sich, vor gut 20 Jahren mussten
der Landesverband und der Zentralrat der Sinti und Roma einen Prozess gegen den
Südwestfunk führen. Damals ging es um eine Sendung „Kinder des Windes“, in der
Stereotype und Klischees über Sinti und Roma verbreitet wurden. Durch meine
Arbeit im SWR-Rundfunkrat möchte ich positiv darauf einwirken, wie mit
dem Thema Sinti und Roma in der Öffentlichkeit umgangen wird.
SWR-Intendant Peter Boudgoust sagte
bei der Sitzung, die Gremienmitglieder hätten auch die Aufgabe eines
‚Botschafters’ für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in die Gesellschaft.
Stimmen Sie dem zu und wie wollen Sie ihre Arbeit an ihre Verbände vermitteln?
Delfeld:
Da hat Herr Bodugoust vollkommen Recht. Es ist für uns als in
Deutschland anerkannte Minderheit sehr wichtig, das ich unseren Verbänden
vermitteln kann, dass wir im Rundfunkrat mitarbeiten - Sitz und Stimme haben.
Wir sind nicht mehr ausgestoßen, sondern als Minderheit der Gesellschaft
anerkannt und gestalten mit – das wird positiv bei unseren Verbänden
aufgenommen werden. Meine Stimme im Rundfunkrat hat genauso viel Gewicht, wie
die anderer gesellschaftlicher Gruppen, das ist ein starkes und positives
Signal für unsere Gemeinschaft.
Der SWR ist ein riesiger Apparat,
den man als normaler Zuschauer oder Hörer kaum durchblickt. Wie wollen Sie sich
jetzt für ihre Aufgabe Fit machen?
Delfeld: Viel viel lesen, wir bekommen ja
eine Unmenge Post vom Sender. Darüber hinaus bin ja neben der Arbeit als
Rundfunkrat auch Vorsitzender unseres Landesverbandes und damit auch
stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma.
Andererseits kann ich auf die Erfahrung als Mitglied der Landesmedienanstalt
LMK für Rheinland-Pfalz aufbauen. Vor diesem Hintergrund weiß ich schon, was da
auf mich zukommt. Jetzt schon bin ich positiv überrascht über die gute
Organisation des Rundfunkrates. Auch die durchaus auch kontrovers geführte
Debatte im Gremium gefällt mir sehr gut.
Auch sie wurden ja hier mit dem
‚Phänomen’ der ‚Freundeskreise’ konfrontiert – eine Einrichtung, die es
offiziell für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gar nicht gibt. Auf diese Treffen weist der SWR sogar per Aushang hin. Waren Sie bei einem dieser Treffen?
Delfeld: Ja ich war bei dem Kreis der
Rot-Grünen. Ich wurde dorthin nominiert, wehre mich auch nicht dagegen. Da ich
aber von meiner Einstellung her eher parteilos bin, könnte ich eigentlich in
jede Gruppe gehen – abgesehen vielleicht von den ‚lila Frauen’.
Bedeutet das, dass Sie beim nächsten
Rundfunkrat vielleicht auch zu einer anderen Gruppe gehen?
Delfeld: Die Möglichkeit zumindest besteht,
dort darf man ja als nicht stimmberechtigter teilnehmen. Da werde ich bestimmt
einmal in eine andere Gruppe hineinschauen.
Wenn Sie aber ein Stimmrecht nutzen
wollen, müssen Sie sich schon einer Gruppe fest zuordnen?
Delfeld: Ja.
Hat Ihr Verband beschlossen, dass
sie zu den rot-grünen gehen?
Delfeld: Eigentlich nicht, es war aber die
rot-grüne Landesregierung die uns erstmals ermöglicht hat, einen Sitz im
Rundfunkrat einnehmen zu können – was wir ja viele Jahre lang politisch
gefordert haben.
Argyri Paraschaki
Sie vertreten zusammen mit ihrem Kollegen Herrn Iervolino im SWR-Rundfunkrat die Migranten in Baden-Württemberg – wo liegen ihre
Wurzeln?
Paraschaki: In Griechenland – Ich hoffe wir führen das Interview jetzt zum Thema SWR und nicht zum Thema Griechenland (lacht). Ich bin auf Rhodos geboren und in Esslingen aufgewachsen. Ich wurde vom Landesverband der Kommunalen Migrantenvertretungen in Baden-Württemberg in den Rundfunkrat entsandt. Wir sind ja seit mehreren Jahren durch Herrn Iervolino bereits im Rundfunkrat vertreten, durch die Änderung des SWR-Staatsvertrages dürfen wir jetzt zwei Personen entsenden.
Was motiviert sie für die Arbeit im SWR-Rundfunkrat?
Paraschaki: Zum einen ist für mich das Thema Stärkung der Integration, die Vertretung integrationspolitischer Positionen im Rundfunkrat wichtig. Zum anderen will ich die Menschen vertreten, die hier zwar schon lange leben, aber kein Wahlrecht haben. Außerdem geht es mir darum, in unseren regelmäßig stattfindenden Versammlungen Informationsarbeit über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu leisten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich über meine Arbeit in den SWR-Gremien Referenten gewinnen kann, von deren Input wir bei unserer politische Arbeit profitieren könnten.
Rundfunk ist eine komplexe Materie – Gesetze, Organistation, Technik und Politik. Wie wollen sie sich da fit machen?
Paraschaki: Natürlich vor allem durch Einlesen in die Materie – das steht mir jetzt bevor. Außerdem will ich viele Gespräche führen, ich kenne ja einige Vertreter anderer gesellschaftlicher Organisation und Politiker im Rundfunkrat. Da hole ich mir Input. Darüber hinaus verfolge ich natürlich die aktuelle öffentliche Diskussion über Medien in den Medien.
Es gibt im SWR-Rundfukrat die sogenannten 'Freundeskreise'. Einen ‚schwarzen’ für die CDU-Nahen, einen ‚roten’ für SPD-Anhänger, sowie einen für die ‚grauen’, die sich keinem politischen Lager zuordnen wollen. Außerdem hat sich jetzt erstmals mit den ‚lila Frauen’ ein parteiübergreifender Freundinnenkreis geoutet. In keinem Rundfunkstaatsvertrag sind diese Gruppen vorgesehen – wie sehen Sie das und sind Sie Mitglied eines Kreises?
Paraschaki: In der Tat war ich auf der Sitzung des Freundeskreises von Herrn Drexler (Rot-Grün). Wir haben dort Dinge besprochen, die ich heute in der großen Sitzung des Rundfunkrates nicht erfragen konnte. Ob diese Freundeskreise legitimiert sind oder nicht, kann ich nicht sagen – ich muss das für mich selber herausfinden. Ich fand das Treffen gestern jedenfalls nicht schlecht, konnte da ein paar Dinge ‚mitnehmen’.
Immerhin wird kritisiert, dass in solchen, rundfunkrechtlich nicht vorgesehenen 'Vorgremien' oft Personalentscheidungen fallen, bevor sie der Rundfunkrat offiziell beschließt?
Paraschaki: Also ich war im Freundeskreis von Herrn Drexler, weil ich dazu eingeladen wurde. Wie ich das künftig handhaben werde, das fragen sie mich bitte in einem halben Jahr wieder. Ich bin ja lange in der Politik mit dabei deshalb ist mir nicht unbekannt, das Diskussionen und Absprachen oft vor offiziellen Sitzungen stattfinden.
Paraschaki: In Griechenland – Ich hoffe wir führen das Interview jetzt zum Thema SWR und nicht zum Thema Griechenland (lacht). Ich bin auf Rhodos geboren und in Esslingen aufgewachsen. Ich wurde vom Landesverband der Kommunalen Migrantenvertretungen in Baden-Württemberg in den Rundfunkrat entsandt. Wir sind ja seit mehreren Jahren durch Herrn Iervolino bereits im Rundfunkrat vertreten, durch die Änderung des SWR-Staatsvertrages dürfen wir jetzt zwei Personen entsenden.
Was motiviert sie für die Arbeit im SWR-Rundfunkrat?
Paraschaki: Zum einen ist für mich das Thema Stärkung der Integration, die Vertretung integrationspolitischer Positionen im Rundfunkrat wichtig. Zum anderen will ich die Menschen vertreten, die hier zwar schon lange leben, aber kein Wahlrecht haben. Außerdem geht es mir darum, in unseren regelmäßig stattfindenden Versammlungen Informationsarbeit über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu leisten. Ich könnte mir gut vorstellen, dass ich über meine Arbeit in den SWR-Gremien Referenten gewinnen kann, von deren Input wir bei unserer politische Arbeit profitieren könnten.
Rundfunk ist eine komplexe Materie – Gesetze, Organistation, Technik und Politik. Wie wollen sie sich da fit machen?
Paraschaki: Natürlich vor allem durch Einlesen in die Materie – das steht mir jetzt bevor. Außerdem will ich viele Gespräche führen, ich kenne ja einige Vertreter anderer gesellschaftlicher Organisation und Politiker im Rundfunkrat. Da hole ich mir Input. Darüber hinaus verfolge ich natürlich die aktuelle öffentliche Diskussion über Medien in den Medien.
Es gibt im SWR-Rundfukrat die sogenannten 'Freundeskreise'. Einen ‚schwarzen’ für die CDU-Nahen, einen ‚roten’ für SPD-Anhänger, sowie einen für die ‚grauen’, die sich keinem politischen Lager zuordnen wollen. Außerdem hat sich jetzt erstmals mit den ‚lila Frauen’ ein parteiübergreifender Freundinnenkreis geoutet. In keinem Rundfunkstaatsvertrag sind diese Gruppen vorgesehen – wie sehen Sie das und sind Sie Mitglied eines Kreises?
Paraschaki: In der Tat war ich auf der Sitzung des Freundeskreises von Herrn Drexler (Rot-Grün). Wir haben dort Dinge besprochen, die ich heute in der großen Sitzung des Rundfunkrates nicht erfragen konnte. Ob diese Freundeskreise legitimiert sind oder nicht, kann ich nicht sagen – ich muss das für mich selber herausfinden. Ich fand das Treffen gestern jedenfalls nicht schlecht, konnte da ein paar Dinge ‚mitnehmen’.
Immerhin wird kritisiert, dass in solchen, rundfunkrechtlich nicht vorgesehenen 'Vorgremien' oft Personalentscheidungen fallen, bevor sie der Rundfunkrat offiziell beschließt?
Paraschaki: Also ich war im Freundeskreis von Herrn Drexler, weil ich dazu eingeladen wurde. Wie ich das künftig handhaben werde, das fragen sie mich bitte in einem halben Jahr wieder. Ich bin ja lange in der Politik mit dabei deshalb ist mir nicht unbekannt, das Diskussionen und Absprachen oft vor offiziellen Sitzungen stattfinden.
Rino-Gennaro Iervolino
Sie sind ja schon seit 2008 Vertreter der Migranten
im SWR-Rundfunkrat - mittlerweile auch stellvertretender Vorsitzender des Gremiums – welche Erfahrungen haben sie gemacht?
Iervolino: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein sehr
komplexes Thema, da muss man sich reinarbeiten. Für jeden Newcomer im
Rundfunkrat bedeutet das viel Arbeit, um in die Tiefe gehen zu können. Heute
habe ich natürlich eine entsprechende Routine zu den Themen und entsprechenden
Ausschüssen des Gremiums.
Gibt es etwas, wo sie heute sagen würden, das habe
ich mir ganz anders vorgestellt?
Iervolino: Also über die Bandbreite bei Themen und Tiefgang
der Diskussion des Rundfunkrates, das habe ich mir zu Beginn meiner Arbeit so
nicht vorgestellt.
Wie versuchen sie das, was sie hier erleben den
Verbänden die sie entsandt haben zu vermitteln?
Iervolino: Auf den zweimal im Jahr stattfindenden Treffen
unserer Verbände berichte ich über die Arbeit im Rundfunkrat. In der letzten
Legislaturperiode des Rundfunkrates gab es darüber hinaus viel Aktuelles zu
berichten – etwa die Änderung des SWR-Staatsvertrages mit den daraus folgenden Konsequenzen.
Dazu gehört, dass wir mit jetzt zwei Mitgliedern im Rundfunkrat uns jetzt
besser vertreten fühlen als vorher. Das wurde natürlich sofort in unseren
Verbänden besprochen. Auch die Frage, wie werden Migranten im Programm
abgebildet hat uns beschäftigt, wir stellen ja mittlerweile fast 30 Prozent der
Bevölkerung in Baden-Württemberg.
In den SWR-Programmen dominiert doch immer noch ein Bild
vom Ländle, das die große Zahl der Einwohner mit ausländischen Wurzeln
ausblendet. Gibt es da nicht Kritik an dieser medialen Darstellung des Landes
durch den SWR?
Iervolino: Die Realität ist natürlich heute eine andere, als
ländliche Idylle mit Schwarzwald-Bollenhut. Das spielt in meiner
Programmbeobachtung, sei es Radio, Fernsehen oder Internet, eine Rolle. So gab
es auch aus den Reihen der Migranten Kritik an der Berichterstattung bei
Kriminalfällen, in denen die Herkunft der Täter oder Verdächtigten benannt
wurde. Dabei hatte dies nichts mit der Tat zu tun und das wird von den
Migranten schon wahrgenommen und Kritik geäußert.
Spiegelt für Sie das Programm des SWR insgesamt die
Vielfalt im Zusammenhang der unterschiedlichen Kulturen die hier leben wieder?
Iervolino: Aus dem Bauch heraus gesagt: Nein. Das müsste sich
im Programm schon deutlich anders abbilden. Aber das kann man nicht schematisch
beurteilen, das wird dann dem Programm im Einzelnen nicht gerecht. Die
Informationsangebote des SWR sind für Migranten genauso wichtig, wie für alle
anderen Bewohner.
Satelliten und Internet ermöglichen es vielen
Menschen mit ausländischen Wurzeln, heute Programme aus der Heimat zu sehen
oder zu hören. Bringt das auch Änderungen bei der Nutzung etwa des SWR mit
sich?
Iervolino: Sicher ist, durch die Möglichkeit,
Satellitenprogramme zu empfangen, hat man sich die Heimat hierher nach Hause
geholt. Ich schaue beispielsweise Nachrichten im italienischen Fernsehen und
beim SWR, da habe ich die Möglichkeit zu vergleichen. So geht es heute vielen
Migranten in Deutschland.
Könnte der SWR da nicht mehr für Migranten tun, die
mit der deutschen Sprache Schwierigkeiten haben?
Iervolino: Ja. Das würde in den Bereich Abbau von Barrieren gehen. Allerdings halte ich das aus der Perspektive Integration für problematisch. Wer hier lebt, aber schlecht Deutsch spricht, schaut schon aus Bequemlichkeit eher Heimatsender. Die bekommen sie auch mit Untertitelungen nicht in das SWR-Programm und es besteht die Gefahr, dass sie sich nicht darum bemühen, besser Deutsch zu lernen.
Wichtig ist, die Migranten betreffen alle Themen in den
Medien - wie die deutschen Bewohner im Ländle. Sie sind alle davon betroffen
und deshalb interessiert. Deshalb wollen wir ja auch Mitreden und
Mitentscheiden – etwa im Rundfunkrat. Das tun wir auch und gerade in der
Programmbeobachtung beim SWR – aber das weniger aus der Perspektive eines
Migranten, sondern als ganz normaler Bürger.
Nur wenn wir mit Klischees konfrontiert werden, beobachten wir das aus
unserer speziellen Sicht eines Migranten.
Befindet sich der SWR durch die geänderte
Zusammensetzung des Rundfunkrates da auf einem besseren Weg?
Iervolino: Auf dem Weg zu einer Normalität, er berücksichtigt
insgesamt ja deutlich mehr Verbände als früher. Von der Einwohnerzahl sind die
Migranten allerdings immer noch nicht entsprechen ihrem Anteil abgebildet. Aber
wir gehören jetzt dazu.
Hat man im SWR mitbekommen, dass es jetzt auch
Vertreter der Migranten im Rundfunkrat gibt?
Iervolino: Der SWR hatte einen Integrationsbeauftragten ja
bereits, bevor es eine Vertretung der Migranten im Rundfunkrat gab.
Wie stehen Sie zu den politischen ‚Freundeskreisen’
die sich um den Rundfunkrat gebildet haben?
Iervolino: Zu
Beginn meiner Tätigkeit im Rundfunkrat, habe ich die verschiedenen
„Freundes- oder Arbeitskreise“ besucht um mich inhaltlich und in Bezug
auf die Arbeitsweise zu orientieren, wobei diese keine konkrete
politische Abbildung darstellen. Zwischenzeitlich arbeite ich in dem
Freundeskreis mit, mit welchem ich inhaltlich die größte Schnittmenge
teile. Aber sind die „Freundes- oder Arbeitskreise“ sind ausnahmslos
sehr offen, so dass einige Rundfunkräte auch in mehreren dieser Kreise
tätig sind. Das ist aber tatsächlich eine Frage der zeitlichen
Möglichkeiten, weshalb ich persönlich an dieser Stelle kürzer getreten
bin. Loyalitätskonflikte gibt es hierbei nicht, zumal an keiner Stelle
und von niemanden Vorgaben gemacht werden, auch wenn ein solches gerne
kolportiert wird. Inhalt der Arbeit sind die Themen, die den Rundfunkrat
und die Programmausschüsse beschäftigen, also im Wesentlichen der
Haushalt und das Programm des SWR.J
Und durch die endlosen Korridore schwebt der Geist Professor Bur-Malottkes ...
AntwortenLöschen'Jenem höheren Wesen, das wir verehren'. Anno Böll gng es um die bildungsbürgerliche Verzopftheit des Post-Nazi-Deutschlands. Heute regiert in den Rundfunkanstalten darwinistische Ökonomie - da würde Bur-Mallotke nicht mal mehr an der Eingangskontrolle vorbeikommen....
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