Freitag, 14. Februar 2014

SWR 2014: Katzenberger - Schwätzen - Grillen


Zuerst ein Lob: Der Südwestrundfunk steuert 2014 Highlights zum ARD-Programm bei: 
  1. Waffen für die Welt - Export außer Kontrolle - Doku in Arte bereits gelaufen
  2. Hausbesuch vom Amtsgericht - ein Gerichtsvollzieher in Mannheim
  3. 14 Tagebücher des Ersten Weltkrieges - individuelle Geschichte vom Großen Krieg
  4. Clara Immerwahr - Spielfilm über die Frau, die als erste in Deutschland promovierte und sich 1915 aus Protest gegen die Giftgasforschung ihres Mannes, Fritz Haber, erschoss.
Das SWR-Fernsehprogramm für den Südwesten? Wie immer Altbacken!

  1. "Redde, babbele, schwätze" - am 21. Februar wird im SWR-Fernsehen den ganzen Tag Dialekt gesprochen. Immer noch tut man hier so, als wären die Schwabo-Badischen-Kurpfälzer alleine unter sich. Seit 1989 sind über 1 Million Zuwanderer aus anderen Bundesländern nach Ba-Wü gezogen. Von den 10,6 Millionen Baden-Württembergern hat etwa ein Viertel einen Migrationshintergrund. Beim SWR strickt man immer noch am Bollenhut- und Spätzleimage.
  2. Am 1. Mai wird endlich auch im SWR-Fernsehen sechs Stunden lang gegrillt - mit Johann Lafer am Besteck. Da bei der letzten Show laut Pressemitteilung 900 000 Zuhörer "live und synchron über das Radio gegrillt" haben, muss jetzt auch das SWR-Fernsehen mitbrutzeln... Dem medialen Kochlöffel entgeht man ja mittlerweile in keinem ARD-Dritten mehr - ist schließlich schön billig... 
  3. Gnadenlos wird das SWR-Fernsehen derzeit mit Karnevalssitzungen vollgestopft. Damit bloß jede Region vorkommt, wird noch jede untergründige Büttenrede aus 'Kuhdorflingen an der Grunz' über den Sender geschickt. 
  4. Und zu Ostern wird in drei 45minütigen Dokus "Der Südwesten von oben" gezeigt - demnächst dann aus dem All?
  5. Dem Ersten der ARD hat der SWR die aktuelle Ikone des Trash-TV angedient. Daniela Katzenberger spielt in "Frauchen oder die Deiwelsmilch" eine - laut Pressetext - "rasante Blondine" die im Pfälzer Wald ermittelt. Miss Marple wird derweil im Altenheim per Trachtenumzug - kommentiert von Sonja Faber-Schrecklein - sediert  ...

Nachrichten mit mehr Sendezeit


SWR-Intendant, Peter Boudgoust, betonte am 11. Februar auf der alljährlichen SWR-Programm-Pressekonferenz in Stuttgart, die Reform mache den SWR "noch relevanter für den Südwesten." Des Pudels Kern: Sparen, sparen, sparen. So wird der bisher weitgehend getrennt von beiden Landessendern bestückte halbstündige Doku-Platz (Mo-Fr. 18.15-18.45) künftig einheitlich bespielt. In täglichem Wechsel werden die Zuschauer aus Mainz oder Stuttgart bekocht, mit 'interessanten' Menschen konfrontiert oder von Spitzenleistungen regionaler Wissenschaftler und Unternehmen überzeugt. Dabei soll es "auch viele unterhaltende Anteile" geben, verkündete Boudgoust.

Danach wird die bisher 60minütige (18.45-19.45) für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz getrennte "Landesschau", um 15 Minuten verkürzt. Diese Sendezeit bekommen die danach platzierten Nachrichtensednungen "Landesschau aktuell". Sie beginnen ab Spätherbst schon um 19.30 Uhr. Laut Boudgoust sollen die Nachrichten noch Regionaler und Intensiver werden, Zielvorgabe vom Chef: "Eine Art 'Tagesthemen' für den Südwesten".

Nachgefragt , ob damit die Landesschau-Magazinsendungen künftig noch mehr auf Unterhaltung getrimmt werden sollen, wich Boudgoust aus und übergab das Mikrophon an die Landessenderdirektorin für Baden-Württemberg, Ingrid Felgenträger. Zuerst verwahrte sie sich, im Charme eines "Drill Sergeant" gegen die Behauptung, die Landessschau bestehe bereits heute hauptsächlich aus Unterhaltung. Vielmehr bleibe die Landesschau auch künftig ein "journalistisches Angebot" mit politischen Themen, die aber anders präsentiert würden, als in den Nachrichten - betonte Felgenträger.

Nun ja, die Landessenderdirektorin zeigt unerwünschten Fragen und Fragern gerne mal die "Zähne" - sie ist noch bis April im Amt. Betrachtet man die Entwicklung der Landesschau während ihrer Ägide, so hat sich die Landesschau Baden-Württemberg zu einer TV-Wärmestube entwickelt. Eine Entwicklung, die bereits unter ihrem Vorgänger, Willi Steul, begann.

Die Moderatoren der Landesschau wirken oft bei anspruchsvollen Themen und Studiogästen überfordert, spulen mit einem Dauerlächeln ihren Fragenkatalog herunter. Erst wenn es so richtig heimelig wird, kommen sie in Fahrt. Highlight ist die tägliche Rubrik der "Regionews" - Fernsehen ohne Bilder! Die Moderatoren erzählen vor einer virtuellen Landkarte launige Geschichten aus der Provinz: Ein Marder verwüstet regelmäßig einen Vorgarten. Warum eigentlich nicht die Landesschau von Handpuppen in einem Kasperletheater präsentieren?

Hauptsache, man kann sich auch im Souterrain noch auf die Schulter klopfen - ist man doch dem Keller ein Stück entronnen. So klang es, als SWR-TV-Direktor Christoph Hauser stolz verkündete, das SWR-Fernsehen habe bei den Quoten "die rote Laterne endlich abgegeben." Lange Zeit hatte das SWR-Fernsehen in der Gunst des Publikum gegenüber anderen ARD-Dritten hinten gelegen. Jetzt will Hauser mit der Devise: "Mehr Regionalität und Aktualität" den SWR "spürbar machen". Wo soll´s denn weh tun?

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