Sonntag, 1. November 2015

DAB wächst sich tot...


Stolz vermeldet der aktuelle Digitalisierungsbericht der Medienanstalten: 90% der Einwohner in Deutschland können technisch mit digitalen Radioprogrammen (DAB-Digital Audio Broadcast) versorgt werden. Außerdem habe sich innerhalb eines Jahres die Zahl der der DAB-Radiogeräte in privaten Haushalten auf 4 Millionen erhöht (+30%)

In Wirklichkeit kommt das digitale Radio in Deutschland aber eher schleppend voran. Zum Vergleich: Bundesweit gibt es über 143 Milllionen UKW-Empfangsgeräte - DAB kommt demgegenüber auf einen Anteil, der unter 3% liegt. Zwar wurden im letzten Jahr deutlich mehr Digitale Radiogeräte verkauft, aber auch 600 000 UKW-Empfänger gingen im letzten Jahr über den Ladentisch. 

Vergleicht man die DAB-Nutzung mit dem Radikonsum per Internet, Kabel und Satellit, schneidet DAB auch nicht gerade prächtig ab. Bei der Befragung für die Medienanstalten gaben 10 % an, Radioprogramme auch mit DAB-Geräten zu hören. Online hören aber fast 30% der Befragten und rund 16% per Kabel und Satellit

Da reagieren die Medienanstalten, die seit Jahrzehnten für DAB trommeln, mit Zweckoptimismus: "Der Bedeutungsrückgang von UKW ist als Trend erstmals klar sichtbar."

UKW: 'Läuft und läuft und läuft...


Die doch immer noch überschaubare Akzeptanz des Digitalradios in Deutschland ist vor allem für die kommerziellen Radiomacher ein Problem, da lohnen sich keine Investitionen in neue Programme. Das wissen auch die Medienanstalten: "Zur Sicherung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Privatfunks bleibt die UKW-Verbreitung (...) auf absehbare Zeit maßgeblich. Als einfacher Grund ist dafür anzuführen, dass die Marktdurchdringung noch einen langen Zeitraum in Anspruch nehmen wird." Es wirkt ein wenig, wie im Absurden Theaterstück von Samuel Beckett: "Warten auf Godot" * 

Abschließend kommen die Medienanstalten zu der ernüchternden Prognose, das selbst bei einem stärkeren Wachstum des DAB-Verkaufs "eine vollkommene Marktdurchdringung - d.h. die Substitution der bestehenden UKW-Empfangsgeräte - noch 12 Jahre benötigt." Folgerichtig steht für die Medienanstalten deshalb ein konkretes Abschaltdatum für UKW "noch nicht auf der Agenda."   

Dieses absurde Stück Medienpolitik könnte einem ja egal sein, wenn nicht alleine die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten 2009 bis 2016 fast 100 Millionen Euro an Gebührengeldern für diese digitale Totgeburt aus dem Fenster werfen sollen. So soll DAB in Schwung gebracht werden, während sich kommerziellen Radioveranstalter mit Investitionen schön zurückhalten. Der Gebührenzahler soll für eine Technik bluten, die er bisher gar nicht haben will. Dabei hat die Komission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten - kurz KEF genannt, bereits im März 2014 von ARD und Deutschlandradio einen defintiven Zeitpunkt verlangt, an dem UKW abgeschaltet werden soll. Daraus wird nix, aber das merkt ja keiner....

http://medienfresser.blogspot.de/2014/03/kef-macht-druck-beim-dab-digitalradio.html
http://medienfresser.blogspot.de/2013/09/digitalradio-dab-weitere-subventionen.html
* https://www.inhaltsangabe.de/beckett/warten-auf-godot/

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