Dienstag, 24. März 2015

SWR-Image: 'Piep, piep, piep - Sie ham' uns alle lieb!'


Dem Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR) wurden am 20. März in Stuttgart die Ergebnisse einer hausinternen Studie über das öffentliche Image des Senders präsentiert. Dr. Walter Klingler, Chef der SWR-Medienforschung referierte den Gremienmitgliedern die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von rund 900 Einwohnern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.



Margit Rupp (2.v.l.) neben Intendant Peter Boudgoust
Für die stellvertretende Vorsitzende des Rundfunkrats, Margit Rupp war danach klar: "Die hohe Akzeptanz zeigt, dass die Zuschauer, Hörer und Nutzer den SWR als verlässlichen medialen Partner in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft schätzen." *

Laut Befragung nutzen 89% der Bevölkerung über 14 Jahre ein Programmangebot des SWR**. Allerdings erreicht man mit 83% weniger Zuspruch bei Jüngeren (14-29). Dagegen schalten 95% aller Befragten über 65 die SWR-Programme ein. Hauptsächlich trägt dazu das Radioangebot bei, das über 80% aller Befragten nutzen. Mit insgesamt sechs formatierten Radiowellen (SWR 1, SWR 2, SWR 3, SWR 4, Das Ding, Inforadio***) gelingt es leichter, als mit dem einheitlichen SWR-Fernsehen, die Menschen im Sendegebiet zu erreichen.

Demgegenüber kommt das Dritte SWR-Fernsehen nur auf eine Reichweite von 55% bei allen Befragten, es wird also nur von gut der Hälfte eingeschaltet. Bei Jüngeren werden sogar nur knapp ein Fünftel erreicht, während die 50-64-Jährigen mit 87% die treuesten Zuschauer stellen. Alarmieren muss den SWR, dass 17% der Jüngeren überhaupt kein SWR-Medienangebot nutzen. Bei allen Befragten sind es immerhin 11%, die nicht vom SWR erreicht werden


Wie beurteilen die Menschen den SWR?

Auf fast die Hälfte der Befragten macht das 'Unternehmen' SWR "den Eindruck einer Behörde" die "unbeweglich" erscheint. Gleichzeitig sind aber drei Viertel der Ansicht, der SWR biete "die besten Informationen". Bei den 14-29-Jährigen stimmt dem aber nur etwa die Hälfte zu. Das der SWR das beste Programm anbietet, meinen rund 60% aller Befragten, jedoch nur etwa ein Drittel der Jüngeren. "Für mich unverzichtbar" ist der SWR zwar für gut 70% aller Befragten, aber nur ein Drittel der Jüngeren teilt diese Ansicht. Sie halten den SWR auch für deutlich weniger modern, dynamisch, innovativ, unabhängig und mutig.  


Vertrauen: SWR liegt vor der Post

Der SWR hat auch erfragt, welchen Institutionen die Bürger in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am meisten vertrauen. Erstaunlicherweise findet sich auf Platz Eins das ZDF (86%), gefolgt vom SWR (85%) und der Deutschen Post (83). Ganz unten rangieren dagegen facebook (34%), Apple (46%) und die Parteien (51%) Auch bei den Sympathiewerten liegen ZDF und SWR an der Tabellenspitze, gefolgt von der Stiftung Warentest und der Verbraucherzentrale. Auf den 'Abstiegsplätzen' stehen wieder facebook, apple und die Parteien. Fragt man, wie wichtig die Institution sind, steht die Post auf Platz Eins, gefolgt von der Polizei und den Behörden vor Ort, erst danach folgen ZDF und SWR. Schlusslichter sind erneut facebook und apple, auf dem 'Relegationsplatz' steht der kommerzielle Privatsender RTL, während sich die Parteien im gesicherten Mittelfeld finden.



SWR: 'Du darfst so bleiben, wie Du bist?'

Dem Rundfunkrat scheint´s zu genügen
Das Fazit der Medienforscher lautet: "Der SWR ist nach wie vor in der Bevölkerung (...) erkennbar positiv verankert - gute Basis für weitere Schritte, beispielsweise auch in Richtung der jüngeren Generation"  

Die Reform der TV-Landesschau für Baden-Württemberg hat dazu geführt, dass im  Magazin fast nur noch launige Berichte aus der Heimat und entsprechende Studiogäste  präsentiert werden. Beim Hörfunk beherrschen Dampfplauderer die populären Werbewellen (SWR 1, SWR 3, SWR 4). Die Verantwortlichen schielen nur noch nach  Marktanteilen. Lustig, dass immer noch das Märchen von den unterschiedlichen Programminteressen der verschiedenen Altersgruppen erzählt wird. Dabei weiß es die SWR-Medienforschung besser. Soziale- und kulturelle Unterschiede sind wichtigere Kriterien für Programmnutzung als das Alter. Ich bin über 60, mein Geschmack reicht von Jethro Tull bis Schostakowitsch, 'The big bang theorie' bis zur 'ARTE-Doku'. Regionales interessiert mich schon, nicht aber eine "TV-Wärmestube" für Baden-Württemberg-Klischees, deren Moderatoren mich wie Verkäufer auf Kaffefahrten behandeln. 





* SWR-Pressemitteilung vom 20.03.2015
** Weitester Nutzerkreis, damit sind alle gemeint, die innerhalb von 14 Tagen ein SWR-Programmangebot einschalten
*** Zwei Wellen sind im gesamten Sendegebiet, zwei jeweils landesweit und zwei nur in bestimmten Gebieten empfangbar.)

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