Montag, 12. Oktober 2015

Unterbrecherwerbung nervt fast alle Fernsehzuschauer


Jeder Fernsehzuschauer kennt das, gerade spitzt sich die Situation in einem Film zu, da knallt einem ein nervender Werbeblock dazwischen. Das makaberste Beispiel für mich war "Schindlers Liste", da brachte es der Kommerzsender bei der Wiederholung fertig, den Film für grellbunte Werbespots zu unterbrechen. Dabei wissen die TV-Macher wie die Werbetreibenden genau, dass das mittlerweile erreichte Ausmaß der Unterbrecherwerbung die Zuschuer nur noch nervt. 

Beleg gefällig? In der aktuellen Langzeitstudie von ARD und ZDF zur Massenkommunikation, wurde erstmals auch die Frage gestellt, ob Fernsesendungen durch zu viel Werbung unterbrochen würden. Antwort: Bei den Privaten bemängelten dies 86% der Befragten und 9% bei den Öffentlich-Rechtlichen. Die Werte für ARD und ZDF kann man alleine schon deshalb zur Seite legen, weil sie nur werktäglich im jeweiligen Vorabendprogramm Werbespots ausstrahlen. Da macht es nicht viel aus, wenn filmkünstlerische Werke wie der "Bergdoktor" oder "Großstadtrevier" durch Waschmittelwerbung unterbrochen werden. 


Es geht doch nichts über einen Blick, der nicht durch Werbung verstellt wird...

Interessant an den Ergebnissen der ARD/ZDF-Studie, die seit mittlerweile 50 Jahren regelmäßig erhoben wird, ist die Ablehnung der Werbeunterbrechungen quer durch alle Altersgruppen. Bei den 14-29-Jährigen kritisieren 85% zu viel Unterbrecherwerbung, bei den 30-49-Jährigen sind es 88% und bei den Älteren 85%. Auch der Bildungsgrad ändert an der Kritik kaum etwas. So bemängeln 81% der Zuschauer mit Hauptschulabschluss die Unterbrecherwerbung, bei Absolventen weiterführender Schulen und Abiturienten sind es 89%. 

Laut Rundfunkstaatsvertrag dürfen ARD und ZDF an Wochentagen insgesamt 20 Minuten Werbung ausstrahlen - aber nicht nach 20 Uhr. (Rundfunkstaatsvertrag Abschnitt III, § 16) Für die kommerziellen Programme gilt eine stündliche Höchstgrenze von 12 Minuten - und das täglich (Abschnitt III, § 45). Die Landesmedienanstalten haben festgelegt, dass ein Werbeblock "in der Regel" mindestens 2 Spots umfassen muss. (Werberichtlinie der Medienanstalten Ziffer 6). 

Den Werbetreibenden ist durchaus bewusst, dass die Zuschauer die Unterbrecherwerbung nervt und sie wegzappen oder etwas anderes tun, wenn einer läuft. Sie versuchen die Zuschauer auszutricksen. Sei es durch Split-Screen-Werbung etwa bei Sportübertragungen - der Bildschirm wird zwischen Ereignis und Werbespot geiteilt. Eine weiteres Mittel ist die Plazierung von Produkten direkt in Serien und Filmen - das sogenannte Product Placement. 

Dazu erreichte mich aus den USA folgender Lesertipp: http://www.newyorker.com/magazine/2015/10/12/the-price-is-right-emily-nussbaum

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