Zweimal im Jahr veröffentlichen die Radiosender die
Ergebnisse der halbjährlichen Hörerbefragung (Radio Media Analyse).* Die kürzlich
veröffentlichten Zahlen (Radio MA 2016 II) belegen die Attraktivität des Mediums: von 72,5
Millionen Einwohnern (ab 10 Jahre) schalten täglich mehr als 55,5 Millionen ein
Radioprogramm ein. Das sind fast eine Million mehr (+1.8%), als in der MA davor. Dabei
entscheiden sich rund 40 Millionen Hörer für ein öffentlich-rechtliches Programm, während 30 Millionen
private Sender wählen (Mehrfachnennung
möglich). Die Werbewellen der ARD und der Privaten erreichen täglich über 50 Millionen Hörer (+7,5%).
Vergleicht man die aktuellen Zahlen mit der Radio MA vom März 2014, dürften allerdings die privaten Radiomanager ins Grübeln geraten. Während 2016 die ARD-Wellen mit rund 40 Millionen Hörern relativ konstant geblieben sind, sank die tägliche Reichweite der Privaten von 32 Millionen auf jetzt etwas mehr als 30 Millionen Hörern. Das Ergebnis dürfte nur zum Teil durch die veränderte
Erhebungsmethode oder den Bevölkerungsrückgang (-800 000) beeinflusst worden sein. Sonst hätte es die ARD-Programme genauso treffen müssen,
wie die die Privaten.
Werbewellen schwächeln weiter
Kopfzerbrechen dürften den Radiomanagern die Entwicklung der Hörerzahl ihrer
Werbewellen bereiten. Hier gilt die Zahl der Hörer pro Werbestunde
(Montag-Freitag 6-18 Uhr) als Maßstab und nicht die Tagesreichweite. Damit werden schließlich die Werbezeiten der
Sender vermarktet. Am wichtigsten ist dabei die Zahl der erreichten Hörer
zwischen 14- und 49-Jahren. Von den 35,7 Millionen Einwohnern in dieser Altersgruppe,
schalten stündlich 11,1 Millionen ein Werberadio ein. Dabei bevorzugen derzeit etwa 4,7 Millionen ein ARD-Programm, während die Privaten mit 6,5.Millionen deutlich davor rangieren . Allerdings haben die Privaten innerhalb eines Jahres hier deutlich Federn gelassen (-200 000 Hörer) , die ARD-Werbewellen dagegen weniger (-43 000).
Vergleicht man die aktuellen Ergebnisse mit der MA vom Frühjahr 2014, erreichen die Werbewellen aktuell 1,5 Millionen weniger Hörer pro Werbestunde. Damals waren es noch 12,6 Millionen Hörer in der wichtigen Zielgruppe gewesen. Sicherlich hat dabei der Bevölkerungsrückgang bei den 14-49-Jährigen (37,4 Millionen - 35,7 Millionen) einen Einfluss gehabt (aktueller Flüchtlingszuwachs nicht eingerechnet).
Schmerzlicher dürfte für die Radiomanager sein, dass weiterhin gerade die jüngsten Hörer (10-19 Jahre) den Werbewellen den Rücken kehren. Hörten 2014 noch 1,6 Millionen Kinder und
Jugendliche pro Stunde ein Werbeprogramm, sind es jetzt noch 1,43
Millionen (-10,6%**). Dies dürfte nicht alleine der demographischen
Entwicklung geschuldet sein. Zwischen 2014 und 2016 ist diese Altersgruppe nur um (-2,7%**) - 7,9 Millionen auf 7.69 Millionen -
kleiner geworden. Wichtiger dürfte die Konkurrenz der digitalen Medien, also der Musikstreamings und des Onlineradios per Smartphone sein. Sie ziehen junge Hörer vom Radio ab und niemand weiß, ob sie später wieder zurückkehren werden.
* Zahlen: ARD-Werbung und Radio Marketing Service GmbH RMS
** Eigene Berechnung
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